Statistik 2022: Verband sieht gedämpfter Stimmungslage in der deutschen Franchise-Wirtschaft
Der Deutsche Franchiseverband hat im Januar 2023 seine Franchisestatistik für das vergangene Jahr veröffentlicht. Demnach hat sich die deutsche Franchise-Wirtschaft 2022 bei verschiedenen Kennzahlen zugelegt. Die Stimmungslage, die der Verband mithilfe des Franchise Klima Index (FKI) ermittelt, hat sich indes verschlechtert.
Laut Verband zählten die etwa 930 Franchisesysteme in Deutschland im vergangenen Jahr rund 144.000 Franchisenehmer. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,5 Prozent gegenüber 2021. Im Vergleich zu früheren Jahren ist die Dynamik bei der Partnerentwicklung damit kleiner geworden: 2020 hatten die Partnerzahlen noch um vier Prozent zugelegt. 2021 lag das Plus bei 2,2 Prozent. „Die Gewinnung neuer Franchisepartner bleibt aktuell brennendes Thema, ebenso wie der allerorts spürbare Engpass am Arbeitsmarkt. Das vermittelt uns die aktuelle Erhebung ebenso wie die vielen persönlichen Gespräche mit unseren Mitgliedern“, berichtet Jan Schmelzle, Geschäftsführer Deutscher Franchiseverband. „Dass Franchisesysteme aber Mittel und Wege finden, um weiterzuwachsen, das zeigt der vergleichsweise stärkere Anstieg der Betriebe. Neben dem Ausbau eigener Standorte spricht das für alternative Wachstumsstrategien wie beispielsweise dem Multi-Unit-Franchise, um so die derzeitige Expansionsstagnation zu überbrücken.“
Über die Hälfte sind Dienstleister
Die Gesamtzahl der Mitarbeitenden bei den rund 186.000 (+ 2,8 Prozent) Franchise-Betrieben lag 2022 bei etwa 814.300. Der Umsatz der deutschen Franchise-Wirtschaft insgesamt ist der Verbandsstatistik zufolge um 4,6 Prozent auf 142,2 Milliarden Euro gewachsen. Unter den 930 Franchise-System sind Dienstleister noch stärker als in den Vorjahren präsent: 52 Prozent arbeiten in diesem Bereich. 22 Prozent sind im Handel, 20 Prozent im Gastronomie- und Freizeitsektor aktiv. 6 Prozent der Franchise-Systeme lassen sich dem Handwerk zurechnen. 2021 hatte die Gastronomie noch auf Platz 2 gelegen.
Geschäftsklima flacht ab
Mit dem Franchise Klima Index (FKI) wird zweimal jährlich die Stimmung unter den Franchise-Systemen, die Verbandsmitglied sind, erhoben. Bei der Online-Befragung geht es vor allem um die derzeitige und erwartete Geschäftslage der Franchisesysteme. 100 Prozent stehen dabei für eine neutrale Einschätzung bzw. für ein Ergebnis, bei dem sich positive und negative Antworten die Waage halten. Zu Beginn der Pandemie war der FKI im ersten Halbjahr 2020 auf 122 Prozent eingebrochen. Die Folgewerte langen bei 145 und 131 Prozent. Zuletzt war die Stimmungslage wieder auf einen Wert von 126 Prozent gesunken.
„Die Ergebnisse unserer jährlichen Erhebung zeigen auch für 2022 eine stabile Wirtschaftslage mit positiven Wachstumszahlen. Eine erfreuliche Entwicklung, die uns darüber hinaus viele unserer Mitgliedssysteme in persönlichen Gesprächen bestätigen. Dass uns Teile der Franchise-Community gleichzeitig eine eingetrübte Stimmungslage spiegeln, ist hier kein Widerspruch, schließlich werden die Herausforderungen von außen immer vielfältiger und fordern auch die Franchise-Wirtschaft. Dabei kommt uns aber die Stärke unseres Geschäftsmodells zugute, die wir in den vergangenen drei Pandemiejahren bereits eindrücklich unter Beweis stellen konnten“, bewertet Kai Enders, Präsident Deutscher Franchiseverband, die Situation.
Ukrainekrieg beeinträchtigt auch die Franchise-Wirtschaft
In seiner Erhebung hat der Verband auch direkt nach den Konsequenzen gefragt, die sich aus dem Ukrainekrieg für Franchise-Systeme ergeben. 64 Prozent der im Franchiseverband organisierten Systeme gaben an, die Auswirkungen des Krieges zu spüren, vor allem durch steigende Energiekosten und Rohstoffpreise, aber auch wegen gestörter Lieferketten und Veränderungen beim Verbraucherverhalten. Wegbrechende Absatzmärkte sehen nur für 10 Prozent der befragten Franchisesysteme als Herausforderung. „Wenn wir etwas durch die vergangenen Jahre gelernt haben, dann dass unsichere Zeiten, belastbare Strukturen verlangen. Dass sich die Krisentauglichkeit des Geschäftskonzeptes Franchise auch im Angesicht des Ukraine-Kriegs zeigt, das bestätigen 89 Prozent der befragten Mitgliedssysteme. Wie nachhaltig diese Stabilität ist, wie stark sich die Folgen des Ukraine-Krieges auf das gesamte Wirtschaftsgefüge auswirken und in welcher Form etwaige Einschnitte zu kompensieren sind, das werden wir uns in unseren Erhebungen künftig noch genauer anschauen“, so Verbandspräsident Enders.
Die Franchise-Statistik 2022 und der Franchise Klima Index (FKI) wurden vom 21. November bis 12. Dezember 2022 gemeinsam online erhoben. Per E-Mail aufgerufen waren 359 Mitglieder des Deutschen Franchiseverbandes sowie 570 Nichtmitglieder. Die Möglichkeit, am Franchise Klima Index teilzunehmen, erhielten ausschließlich Mitgliedssysteme. Die Rücklaufquote betrug 9 Prozent. In die Franchise-Statistik sind demnach die Antworten von etwa 84 Franchise-Systemen eingeflossen, in den Franchise Klima Index die Antworten von rund 32 Franchise-Systemen. Zur Durchführung und Auswertung beauftragt wurde Prof. Dr. Achim Hecker (Digital Business University of Applied Sciences). (red)
Bild: Deutscher Franchiseverband