Wie viel verdient ein Franchisenehmer?

Die Fragestellung suggeriert, man könne nun kurz und knackig antworten. Geht aber nicht. Warum? Weil die Frage aus der Welt der Angestellten stammt. Anders als derjenige, der sich ohne eine Franchisepartnerschaft selbständig macht, kann der Franchise-Interessent jedoch Hinweise sammeln...

Wie viel verdient ein Franchisenehmer?

Die Fragestellung suggeriert, man könne nun kurz und knackig mit einer Ziffer antworten. Geht aber nicht. Warum? Weil die Frage aus der Welt der Angestellten stammt. Dort ist die Frage eines Bewerbers schnell in einem kurzen Schlagabtausch „Wie viel?... Was ist denn Ihre Vorstellung?... Also wir haben uns gedacht... Na gut, wenn Sie noch ein bisschen drauflegen... Okay, dann sind wir uns einig!“ beantwortet.

Wer jedoch plant, sich als Franchisepartner selbständig zu machen, bewegt sich in der Welt des Unternehmertums. Die Frage nach dem Verdienst ist hier natürlich genauso legitim und überlebenswichtig. Aber beantworten muss sich diese Frage jeder Franchise-Interessent selbst.

Anders als derjenige, der sich ohne eine Franchisepartnerschaft auf eigene Faust selbständig macht, kann der Franchise-Interessent jedoch deutlich mehr Hinweise sammeln, um sich einer gut begründeten Antwort zu nähern. Diese Hinweise erhält er unter anderem vom Franchisegeber oder von bereits aktiven Franchisenehmern.

Das verdient ein Franchise-Nehmer – Darauf kommt es an:

Aus meiner Erfahrung bei der Beratung von Franchise-Interessenten gibt es über die vom Franchisesystem gelieferten Informationen noch folgende, ganz wichtige Überlegungen im Zusammenhang mit der Frage nach dem künftigen Verdienst:

  • Wieviel Geld benötige ich mindestens für meinen monatlichen Lebensunterhalt?
  • Was ist mein Vergleich?
  • Wieviel Arbeitszeit möchte ich investieren?
  • Wie engagiert möchte ich arbeiten?
  • Wie möchte ich arbeiten?
  • Wie hoch werden die Kosten meiner Lebensorganisation sein?
  • Wie hoch wird mein Kapitaldienst sein?
  • Welche Erwartungen habe ich?

Jeder Gründer sollte seinen monatlichen Lebensunterhalt kennen. Nicht nur grob und ungefähr, sondern eine detaillierte Excel-Tabelle muss her. Mit fünf Spalten: 

  1. Spalte eins mit der Bezeichnung für die Kostenpositionen.
  2. Spalte zwei mit den aktuellen Kosten.
  3. Spalte 3 mit denjenigen Kosten, die man zumindest vorübergehend einsparen könnte, wenn das Geschäft mal nicht so wie geplant läuft.
  4. Spalte 4 mit dem Budget, das Sie fünf Jahre nach Gründung für jede Position zur Verfügung haben möchten 
  5. Spalte 5 für den Lebensunterhalt, den Sie langfristig wirklich erreichen möchten.

Irgendwo zwischen „den Gürtel enger schnallen“ und „träume und denk mal groß“ unterstützt dich diese Tabelle vor allem bei der Einschätzung, ob das von dir favorisierte Geschäftsmodell überhaupt das Potential hat, deinen Erwartungen zu entsprechen.

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Beispiel: Du strebst ein Jahreseinkommen von 250.000 Euro an. Es ist offensichtlich, dass das mit nur einem Blumenladen schwierig zu erreichen ist. Dann solltest du bei einem Blumenladen-Franchisesystem darauf achten, dass ein Franchisepartner langfristig mehrere Standorte eröffnen kann. Mit fünf Standorten hast du vermutlich die Chance, dich deinem gewünschten Ziel zu nähern. Oder aber dein Franchisegeber hat das klassische Blumenladen-Konzept mit Lieferservice, Eventfloristik usw. so revolutioniert, dass du bereits im Rahmen der ersten Franchiselizenz dein Einkommensziel erreichen kannst.

Dieses Beispiel führt zugleich zu der Frage, ob du selbst das Potential hast, ein Jahreseinkommen von 250.000 Euro zu erzielen. Denn fünf Blumenläden zu managen erfordert eine ganze Reihe von Qualifikationen, die du erst noch erwerben musst. Es erfordert die Bereitschaft, sich überdurchschnittlich zu engagieren, sich persönlich und beruflich zu entwickeln und Sicht- und Verhaltensweisen zu ändern, ziemlich viel Verantwortung zu übernehmen. Willst du das? Also willst du das so wirklich? Also willst du das so richtig wirklich, wirklich, wirklich???

Nun habe ich mit meinem Beispiel recht hoch in die Einkommenstabelle gegriffen. Aber das Beispiel funktioniert natürlich auch mit einem Einkommensziel von 50.000 Euro pro Jahr: Habe ich also als Angestellter ein Einkommen von 35.000 Euro, eröffne einen Blumenladen und komme mit genanntem Engagement relativ zügig auf ein Jahreseinkommen von 50.000 Euro, verdiene ich mehr Geld als je zuvor und habe zudem die Möglichkeit weitere Blumenläden zu eröffnen. Karriere- und Einkommensmöglichkeiten, die dieser Angestellte in seiner Anstellung nie gehabt hätte und die er sich nun selbst durch den Start in die Selbständigkeit eröffnet.

Noch ein Aspekt zum Thema Arbeitsaufwand: Hat ein Angestellter ein Einkommen von 250.000 Euro und will ich dieses auch als Selbständiger erreichen, ist für ihn ein Blumenladen zu wenig (gleichwohl ist es deutlich anspruchsvoller einen Blumenladen zu führen, als der 250.000-Euro-Manager es sich zunächst vorzustellen vermag). Aber geschickt aufgebaut und geführt, kann er mit mehreren Blumenläden mehr Geld verdienen als jetzt und dabei auch noch weniger arbeiten. Denn meistens ist es doch so, dass sich ein Angestellter mit seinem Gehalt auf Basis einer Wochenarbeitszeit von 40, 50 oder 60 Stunden vergleicht, häufig auch mit intensiver Reisetätigkeit. Der selbständige Multi-Blumenladen-Besitzer pendelt zwischen seinen Blumengeschäften hin und her, arbeitet eines Tages vielleicht nur noch 20 Stunden in der Woche und verkauft seine Geschäfte eines Tages lukrativ.

Wie berechnet man ein Unternehmergehalt?

Ein Unternehmen verlangt für seine Dienstleistungen und Produkte Geld von seinen Kunden. Dieses Geld sind für das Unternehmen die erzielten Umsätze. Von den Umsätzen zieht das Unternehmen im Auftrag des Staates die Mehrwert-/Umsatzsteuer in Höhe von 0%, 7% oder 19% für dessen Zwecke ab. Dem Unternehmen bleibt der Netto-Umsatz.

Vom Netto-Umsatz zahlt das Unternehmen sämtliche Waren- und Dienstleistungen, die es zur Erbringung der unmittelbaren Leistung an den Kunden einkaufen musste. Um im Beispiel zu bleiben: Will das Blumenhändler-Unternehmen Blumen verkaufen, muss es diese zuvor selbst einkaufen.

Darüber hinaus hat das Blumenhändler-Unternehmen Kosten, die ihm entstehen, auch wenn es gerade mal keine Blumen verkauft, zum Beispiel für Mitarbeiter, Miete, Kfz, Geschäftsversicherungen, Telefon, Zins und Tilgung für einen Firmenkredit usw. Einziger Unterschied bei einem Franchise-Blumenhändler ist, dass kostentechnisch noch die monatlichen Franchisegebühren hinzukommen.

Ist der Unternehmer Gesellschafter einer Blumenhändler GmbH (also einer Kapitalgesellschaft) und arbeitet dort als Geschäftsführer, zahlt er sich ein Geschäftsführergehalt. Dieses wir in der Kostenposition „Mitarbeiter“ entsprechend berücksichtigt.

Häufiger dürfte bei Franchisepartnern, die erstmals in die Selbständigkeit starten, der Fall sein, dass diese zunächst Inhaber einer Personengesellschaft bzw. Einzelunternehmer sind. Ihr „Unternehmergehalt“ errechnet sich dann aus dem, was am Ende des Monats vom Umsatz nach Abzug aller Kosten übrig bleibt. Zu den Kosten gehören auch die Unternehmenssteuern, zum Beispiel Gewerbesteuer oder Körperschaftssteuer.

Den endgültigen Ertrag aus dem Unternehmen trägt der Blumenhändler dann als „Einnahmen aus selbständiger Tätigkeit (Anlage S)“ in seine private Einkommenssteuererklärung ein und erhält dann mit seinem Einkommenssteuerbescheid sein endgültiges Netto-Einkommen.

Um dieses zumindest näherungsweise mit einem Angestelltengehalt vergleichbar zu machen, wäre zu berücksichtigen, dass das vom Unternehmer genutzte Kfz meistens Kosten des Unternehmens sind und somit nicht, wie beim Angestellten üblich, vom Nettogehalt bezahlt wird. Anders wiederum sieht es bei den Krankenkassenbeiträgen aus: der Unternehmer-Inhaber zahlt diese aus seinem Netto-Einkommen, nicht wie der Angestellte und sein Chef aus dem Arbeitgeber-Bruttogehalt des Angestellten.

Eine gesetzliche Pflicht zur Zahlung von Renten- und Sozialversicherungsbeiträgen hat der Blumenladen-Inhaber nicht. Dennoch sollte er einen Betrag für persönliche Versicherungen und seine Altersvorsorge kalkulieren. Übergangsweise nach der Gründung kann man das finanziell schlank gestalten. Langfristig jedoch sollte – wer hier ehrlich rechnet – monatlich mit erheblichen Kosten kalkuliert werden.

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Fazit

Ein guter Franchisegeber wird dir – sofern du wirklich Interesse an einer Selbständigkeit in seinem System hast – schwarz auf weiß die Geschäftsentwicklung einiger Betriebe in seinem Netzwerk vorlegen. Damit erhältst du zahlreiche und konkrete Anhaltspunkte für deine ganz eigene Geschäftsplanung. Dies ist eine kaum zu überschätzende Unterstützung für dich auf die Unternehmer ohne Franchisenetzwerk weitgehend verzichten müssen.

Aber über das, was der Franchisegeber für dich tun kann, gilt: ob 50.000 oder 250.000 Euro Jahreseinkommen – es bleiben dieselben Fragen: Wieviel Geld brauche ich unbedingt? Wieviel verdiene ich jetzt? Mit wem vergleiche ich mich? Wieviel möchte ich verdienen? Wieviel Stunden möchte ich arbeiten? In welcher Qualität möchte ich arbeiten?

Und hinter diesen großen Fragen lauert ständig die noch größere Frage: „Will ich mich wirklich selbständig machen?“. Vielleicht hilft bei der Beantwortung folgende hypothetische Fragestellung:

Stell dir einen neuen potentiellen Arbeitgeber für dich vor. Er würde dich als Angestellten für eine einigermaßen spannende Tätigkeit so bezahlen, dass du am Ende des Monats 5.000 Euro netto hast. Und dann stellst du dir ein Franchisenetzwerk vor, in dem 50% aller Franchisenehmer 5.000 Euro netto und mehr monatlich verdienen. Für welche Möglichkeit entscheidest du dich?

Ich bin seit über 15 Jahren in der Franchisewirtschaft tätig und kenne zahlreiche Franchisesysteme von innen. Mit unserer Franchiseberatung DieFranchiseMacher beraten wir ganz speziell Franchisezentralen. Wer zu dem Thema „Wie viel verdient ein Franchisenehmer?“ direkt mal mit einem Franchisepartner sprechen möchte, kann sich gerne an uns wenden. Wir versuchen dann einen entsprechenden Kontakt herzustellen.

Expertenstimme von Eugen Marquard




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