Existenzgründung finanzieren: so geht's!

Der Artikel zeigt, wie Franchise-Gründer ihre Investitionssumme und Eigenkapital berechnen, Fördermittel beantragen und sich optimal auf Bankgespräche vorbereiten. Zudem werden alternative Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt, um die Gründung finanziell abzusichern.

Existenzgründung finanzieren: so geht's!

Folge uns in sechs Schritten zur Finanzierung. Angefangen mit der Errechnung der Investitionssumme – hier am Beispiel eines Franchisenehmer-Betriebes. Die weiteren Schritte gelten für jede Existenzgründung:

Lies, wie du dein Eigenkapital bestimmen, wie du an Fördermittel kommen, wie du deinen Businessplan erstellen und womit du dich optimal auf das Bankgespräch vorbereiten kannst. Zu guter Letzt stellen wir dir alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu Bankkrediten vor. Verlinkt sind jeweils unsere Expertenstimmen, die die Themen zu Investition und Finanzierung detaillierter beleuchten.

Was ist die Investitionssumme im Franchising?

Die Finanzierung einer Franchise-Gründung kann wenige Tausend Euro, aber auch hohe sechs-, ja siebenstellige Summen verschlingen. Es ist eben nicht dasselbe, ob Sie einen Kunden-Service vom Homeoffice aus anbieten oder ein Systemgastronomie-Restaurant mit Immobilienfinanzierung, Einrichtung und Personalstamm eröffnen.

Wie viel brauchst du für welche Sachinvestitionen? Rechne alles ein – vom Grundstück über das Gebäude bis hin zu Geräten oder Fuhrpark. All diese Investitionen gehen ins Anlagevermögen. Es wird langfristig über die Einkommensteuer abgeschrieben. Kapitalbedarf besteht sicher auch für Betriebsmittel. Es sind die sogenannten immateriellen Kosten. Zum Beispiel für Personal, Miete oder Marketing.

Da du dein Unternehmen in einem Franchise-Netzwerk gründest, fällt bei der Finanzierung noch die Einstiegsgebühr an (und später, aus den laufenden Einnahmen, auch die regelmäßige Franchisegebühr). Die Einstiegsgebühr ist kein klassisches Anlagevermögen. Buchhalterisch wird sie aber wie eine Sachinvestition behandelt und abgeschrieben.

Keine Sorge, wenn dir der Kopf schwirrt: Bei deiner erstmaligen Existenzgründung kannst du kaum auf Erfahrungen in Sachen Kapitalbedarf zurückgreifen. Wohl aber aber auf Gründungsberater, die schon viele erfolgreiche Unternehmens-Finanzierungen begleitet haben. Berater-Honorare lassen sich zum Teil durch Förderprogramme begleichen. Und da du in ein Franchise-Netzwerk einsteigst, nutzt du dessen reichen Erfahrungsschatz: Dein Franchisegeber hilft!

Nur soviel vorab: Setze die Investitionssumme nicht zu gering an. Keine Bank, kein Förderinstitut schießt Geld nach, wenn deinem Geschäft wegen zu geringer Kapitaldeckung die Puste ausgeht.

So bestimmst du dein Eigenkapital

Banken brauchen Sicherheiten. Seit Basel III und Bankenkrise gilt eigentlich: kein Kredit, keine Finanzierung einer Existenzgründung ohne Eigenkapital. Die meisten Geldhüter geben ihre Kredite und Fördermittel meist erst dann frei, wenn du mit deinem Eigenkapitalanteil für 25, 30 oder sogar 35% des Gesamtkapitals aufkommen kannst. Ergo errechnest du und dein Berater mit dem Finanzierungsplan auch deinen Eigenkapitalbedarf.

Dann erarbeitest du deine Strategie der Kapitalbeschaffung: Woher kommt dein Eigenkapital? Von dir selbst, aus Sachwerten und Ersparnissen. Möglicherweise auch von Teilhabern, Freunden oder Familienmitgliedern, sprich: privaten Geldgebern. Reicht das zur Finanzierung deines Gründungsvorhabens? In seltenen Fällen.

Strategische Investoren bieten Beteiligungen zur Finanzierung an. Bei einer stillen Beteiligung besteht aber zumeist nur das Interesse an einer Rendite, zum Beispiel durch Ausschüttungen oder Dividenden. Manche Investoren möchten ihre Beteiligung nach einigen Jahren gewinnbringend verkaufen, wenn der Laden läuft. Ein Beispiel sind private Business Angels: Sie bringen oft auch ihr Unternehmer-Know-how ein.

Bei Beteiligungsgesellschaften ist die Geldvergabe Geschäftsmodell. Sie bieten sich mit Venture Capital (Risikokapital) oder Private Equity-Fonds an. Das moderne Crowd-Investing mit einer Masse an Kleininvestoren über Internet-Plattformen eröffnet weitere mögliche Geldquellen. Und – nicht zu vergessen – die staatlichen Förderprogramme in Deutschland und Österreich!

Was finanzierst du mit deinem Eigenkapital? Es sind vor allem die langfristig im Unternehmen verbleibenden Vermögensgegenstände wie Grundstück, Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge oder Lizenzen. Auch sollten bestimmte Kosten für die Gründungsvorbereitung abgedeckt sein. Etwa deine ersten Warenbestände oder Mehrwertsteuern. Erste Verluste lassen sich zum Teil auch über einen Dispo begleichen.

Ansonsten gilt: Das Eigenkapital nicht für laufende Kosten ausgeben. Denn du haftest mit deinem Eigenkapital als vollständigem „Verlustpuffer“. Folglich macht auch eine Gründung nur mit Eigenkapital wenig Sinn. Nutzen Sie zur Finanzierung die derzeit niedrigen Zinsen für günstige Kredite!

Fördermittel für die Existenzgründung

Vater Staat hilft bei der Existenzgründung. In Deutschland können Sie die Förderkredite der bundeseigenen KfW oder der Landes-Förderbanken beantragen. Auch in Österreich gibt es entsprechende Fördertöpfe. Ihre Darlehen sind zinsgünstig, bieten fairere Konditionen als ein klassischer Ratenkredit und meist tilgungsfreie Zeiten. Möglich sind auch Zuschüsse, die du nicht zurückerstatten musst, zum Beispiel Gründungszuschuss, Lohnkostenzuschuss oder Projektzuschuss. In der Schweiz bieten vor allem kommunale oder kantonale Hilfen oder Steuervergünstigungen Anreize.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Förderprogramme. Man spricht sogar vom Förderdschungel. Den Durchblick hat dein professioneller Gründungsberater. Rechne mit seiner Hilfe dein optimales Fördermodell durch – mit Zinshöhen und Laufzeit-Längen.

Beantragen kannst du die Fördermittel nur über deine Hausbank. Vor dem ersten Bankgespräch musst du eine klare Vorstellung darüber haben, welches Förderprogramm für dich infrage kommt. Dein Businessplan muss fertig vorliegen: Beschreibe darin klar die Verwendung der Fördermittel.

Kurzum: Dein erster Weg führt zu einem Gründungsberater. Welcher ist der Richtige? Die IHK oder HWK hilft gern weiter. Ebenso dein Franchisegeber. Investiere in die Beratung: Jede Fehlkalkulation, jeder scheiternde Antrag ist teurer. Für die Beratung gibt es Förderungen und Zuschüsse – und zumeist ein honorarfreies Erstgespräch.

Businessplan erstellen - so geht's!

Vergleichen wir deine Existenzgründung mit einem Haus, kann das Eigenkapital als Dach und das Fremdkapital als tragendes Mauerwerk bezeichnet werden. Wichtiges Fundament ist der Businessplan. In ihm formt sich deine Geschäftsidee erstmals zum konkreten Konzept.

Der Businessplan ist dein Leitfaden fürs unternehmerische Handeln in der Frühphase. Sein konkreter Zweck aber ist „Bewerbungsmappe“ bei den Banken für Kredit und Fördergelder. Kein Geld ohne Plan!

Viele Gründer unterschätzen den Aufwand. Rechne mit mindestens drei Monaten Zeit für die Businessplan-Erstellung! Warum? Der Businessplan sollte gründlich ausgearbeitet sein und 15 bis 30 Seiten ausführlicher Informationen umfassen. Keine Kleinigkeit, zumal du a) so etwas sicher noch nie gemacht und b) in der Phase der Existenzgründung viel um die Ohren hast.

Wer noch nie einen Businessplan geschrieben hat, braucht meist die Hilfe eines Unternehmensberaters. Ein solcher Gründungsprofi kennt die Schemata und die Anforderungen der Geldgeber genau. Wahrscheinlich bietet er auch seine Begleitung zu den Kredit-Verhandlungen an. Wende dich an einen Berater, der bei der BAFA oder der KfW registriert ist. Die Kosten kannst du dir zu mindestens 50% durch BAFA oder Förderinstitute erstatten lassen.

Was gehört in deinen Businessplan?

  • Executive Summary: Zusammenfassung der wichtigsten Informationen. Eine Übersicht für den Bankberater.
  • Dein Markt: Beschreibung deines Produktes/deiner Dienstleistung sowie der Branche, der Kunden-Zielgruppe, des allgemeinen Marktpotenzials, der Markttrends und der Wettbewerbssituation. Hinzu kommen deine Preiskalkulation und die voraussichtlichen Zahlungsströme.
  • Deine Geschäftsidee: Beschreibe dein Angebot im Detail samt Alleinstellungsmerkmal, dazu die Erfolgsfaktoren sowie die Chancen und Risiken. Als Franchisenehmer fügest du hier einfach die Systembeschreibung deines Franchisegebers ein.
  • Dein Marketingplan: Beschreibe, mit welchen Kanälen und Maßnahmen du Kunden gewinnen möchtest.
  • Dein Gründerprofil: Gebe die Antwort auf die Frage „Warum ich?“ mit deinem Lebenslauf und einer Beschreibung deiner persönlichen und fachlichen Eignung. Plus Zeugnissen, kaufmännischen Nachweisen, Eigenkapitalnachweis, Schufa-Auskunft, Lebenshaltungskosten u.m. Weise gute Angestelltenverdienste nach: Wer gut verdient, dem traut man auch Erfolg als Unternehmer zu.
  • Dein Standort: Analysiere Standort und Lage, Größe, Kaufkraft und Wettbewerb vor Ort für dein Vertriebsgebiet.
  • Dein Finanzierungsplan: Für die Bank das Wichtigste. Deine Kapitalbedarfsplanung für alle Investitionen, dein Finanzierungsplan mit Anteil Eigen- und Fremdkapital sowie Fördermitteln, deine geplante Umsatz-, Kosten-, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Liquiditätsplanung auf drei, besser vier Jahre Laufzeit.

Franchisegeber bieten zumeist Muster-Businesspläne, die du als Existenzgründer mit Informationen zu deiner Person und deinem Standort anpassen musst.

Das Bankgespräch: So erhältst du einen Kredit für deine Existenzgründung

Dein Bankkundenberater erwartet nicht nur einen Businessplan: Er wird die Darlehen nur freigeben, wenn du ihn persönlich von dir überzeugst – als leidenschaftlicher und kaufmännisch versierter Unternehmertyp. Und natürlich von deiner exzellenten Geschäftsidee. Lass dich gern von deinem Gründungsberater begleiten. Aber: das Gespräch führst du.

Achtung: Bankberater degradieren Antragsteller gern zu Bittstellern. Falsch! Denk dran: Du hast der Bank etwas zu bieten. Die Aussicht auf gute Zinsverdienste. Führe dein Gespräch selbstsicher und auf Augenhöhe!

Bereite dich gut vor. Behalte stets die wichtigsten Eckdaten wie Kapitalbedarf, Kosten und geplante Umsätze im Kopf. Lege dir die Antworten auf kritische Fragen zurecht, vielleicht in Form eines Gesprächsleitfadens (dein Gründungsberater kennt die typischen Fragen). Es gibt keine zweite Chance für einen ersten, guten Eindruck!

Finanzierung der Existenzgründung: Diese alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gibt es

Beginnen wir mit den Fördermitteln. Auch wenn sie eigentlich nicht als Alternative zum Ratenkredit, sondern als selbstverständlicher Baustein der Kapitalbeschaffung gelten. Bis 100.000 Euro Gesamtsumme kommt unter anderem der ERP-Gründerkredit Startgeld infrage. Für Summen ab 100.000 Euro gibt es mehrere Quellen, etwa Bürgschaftsbanken, den ERP-Gründerkredit Universell oder das ERP-Kapital für Gründung. Schweizer Gründer sind „EU-Ausländer“, ihnen stehen diese Mittel nicht zur Verfügung.

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten sind zum Beispiel Private Equity und Risikokapital. Das „Private“ bedeutet: keine Mittel aus Börsenhandel, Equity heißt Eigenkapital. Risikokapital ist auch als Venture Capital bekannt (Venture = Wagnis). Institutionen aus beiden Bereichen steuern häufig größere Summen zur Existenzgründung oder Expansion mit dem Ziel bei, sie später gewinnbringend zu veräußern.

Der Unterschied: Private Equity-Firmen investieren – wie Aktienfonds – vornehmlich in konservativere Branchen und Unternehmen mit hohen Gewinnwahrscheinlichkeit. Und Risikokapital? Wie der Name vermuten lässt, fließt es in riskantere Anlagen und „erkauft“ sich oftmals Anteile oder Mitspracherechte im Unternehmen. Viele Startups mit innovativen Geschäftsideen nutzen diese Möglichkeit, an Geld zu kommen. Banken haben oft zu wenig Vertrauen in die kaum erprobten Geschäftsmodelle.

Immer weitere Kreise zieht das webbasierte Crowdfunding. Auf den einschlägigen Crowd-Plattformen wie Auxmoney sind viele Nutzer registriert, die kleine Summen gewinnbringend investieren wollen.

Existenzgründer können dort auch eine eigene Crowdfunding-Kampagne starten – am besten mit einer witzigen Idee und überzeugenden Beschreibung. Beliebt sind Video-Präsentationen. Die Beträge? Theoretisch grenzenlos. Allerdings dürfte es dauern, bis größere Summen für die Finanzierung zusammenkommen.

Auch Warenkredite können einen Teil zur Start-Finanzierung beisteuern: Sprich mit deinem Lieferanten zum Beispiel über Sonderkonditionen zum Start oder längere Zahlungsziele: Er sollte an einer positiven Geschäftsentwicklung seines neuen Abnehmers interessiert sein. Übrigens gibt es Dienstleister, die sich auf das Thema Warenfinanzierung spezialisiert haben. Thema Anlage-Investition: Prüfe, ob statt Kauf auch Leasing-Möglichkeiten mit günstigen Konditionen zur Verfügung stehen. Jeder Vergleich lohnt.

Zurück zu deiner Bank: Für kleinere fünfstellige Summen reicht der klassische Konsumerkredit, häufig als Möbelkredit beworben. Du erhältst ihn bei entsprechender Bonität sofort. Auf Konsumerkredite spezialisiert sind Anbieter wie Barclays Card oder Santander. Vergiss auch nicht, mit deiner Hausbank einen entsprechenden Dispo für dein Kontokorrentkonto (z.B. Girokonto) auszuhandeln. Er ist zwar meist viel teurer als ein Kredit, bietet aber ein zusätzliches Sicherheitspolster bei Engpässen.

Fazit: Viele Wege führen nach Rom - auch in Sachen Finanzierung

Es steckt viel Wahres in klassischen Lehrsätzen wie: keine Existenzgründung ohne Kapital. Keine Gründung nur mit voll haftendem Eigenkapital ohne zinsgünstige Kredite. Keine zu geringen Summen, aber auch keine zu hohen Belastungen. Tariere deine Finanzierung eventuell mit einem Berater aus - anhand mehrerer Modelle. Und nutze mehr als nur eine Geldquelle.


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