Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 05.12.2017
Jeder professionelle Geschäfts- oder Businessplan enthält als unverzichtbares Element den Finanzierungsplan. Er basiert im Wesentlichen auf dem Kapitalbedarfsplan. Dieser berücksichtigt die voraussichtlichen Geldquellen und die Kosten der Finanzierung. Den Kapitalbedarfsplan zu erstellen ist daher Schritt eins der Unternehmensfinanzierung. Danach gilt es, den richtigen Mix aus Eigenkapital, Fremdkapital und Fördermitteln zur Finanzierung sicherzustellen.
Der Kapitalbedarfsplan
Die eigenen Ersparnisse reichen in der Regel nicht zur Finanzierung einer Existenzgründung. Ausnahmen sind Freiberufler oder Kleinunternehmer, die wenig in Immobilienfinanzierung, Maschinen oder Angestellte investieren müssen. Auch manche Franchise- oder Lizenzsysteme ermöglichen die Gründung von Partner-Betrieben mit minimalen Start-Investitionen. Was viele Gründer jedoch übersehen, ist die Sicherung der eigenen Lebenshaltungskosten in der Startphase.
Zur Gründung der meisten Unternehmen ist Kapital notwendig. Mit der Kredit-Aufnahme geht der Existenzgründer Verbindlichkeiten ein. Ohne eine präzise Kapitalbedarfsplanung lassen sich die Risiken nicht abschätzen. Geht das Geld in der Startphase aus, droht Insolvenz. Einem Pleite-Unternehmen gibt keine Bank Kredite. Und auch die Fördermittel-Banken winken ab, denn ihre Darlehen können nur vor der Gründung beantragt werden. Nicht jedoch für eine Notfall-Finanzierung.
Der Kapitalbedarf ist zu berechnen:
- zur Finanzierung der formalen Gründung bzw. Vorbereitung der Geschäftseröffnung
- zur Finanzierung der Startphase
- zur Sicherung des Lebensunterhalts
- zur (Re-)Finanzierung von Fremdkapital wie Krediten und Darlehen
Wie viel ist in der Vorbereitung der Unternehmensgründung zu finanzieren? Als Vorbereitungskosten sind beispielsweise Anmeldegebühren, Genehmigungskosten, Berater- und Notar-Honorare zu finanzieren. „Erste Hilfe“ und Hinweise zur Kalkulation geben die oftmals kostenlosen Gründungs-Erstberatungen der IHKs oder HWKs. Gründer in einem Franchisesystem können auf die Informationen und Erfahrungen des Franchisegebers und anderer Netzwerk-Partner zurückgreifen.
Die voraussichtlich größten Investitionen entfallen auf die Finanzierung der Start- oder Anlaufphase. Als sogenanntes Anlagevermögen sind zum Beispiel Immobilien, Grundstücke, Maschinen, Anlagen, Autos, Ladenbau oder Büroeinrichtungen zu finanzieren. Auch die Finanzierung des anfänglichen Umlaufvermögens gilt es zu sichern. Hier fallen alle laufenden Betriebsaufwendungen an wie Löhne und Gehälter, Wareneinkauf und Verwaltungskosten. In der Regel reichen die Umsätze und Erlöse der ersten vier bis sechs Monate nicht aus, um die Kosten zu decken. Mit welchen Anlaufzeiten zu rechnen ist, lässt sich am besten von Branchenkollegen oder Branchenverbänden erfahren. Für den Fall, dass sich der Geschäftserfolg später als vermutet einstellt, ist ein finanzieller Puffer bereitzuhalten.
Gerade in der Startphase bieten sich aber auch Einsparpotenziale - zum Beispiel durch gebrauchte Geräte oder Büroeinrichtungen. Bei Fahrzeugen oder Anlagen gibt es Leasing-Angebote. Leasing ist auf Dauer aber meist teurer als Kauf. Besonders bei langer Leasing-Laufzeit sollte daher der Kauf erwogen werden. Mit Unternehmen, die ähnliche Produkte oder Waren beziehen, lassen sich Kooperationen oder Einkaufsgemeinschaften bilden. Bestimmte Dienstleistungen lassen sich kostengünstig outsourcen, zum Beispiel an einen Sekretariats- oder Empfangs-Service. Die Telefonannahme und Termin-Akquise können Callcenter übernehmen.
Viele Gründer übersehen bei der Planung die Finanzierung der Lebensunterhaltskosten. Wer nur die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben einkalkuliert, geht ein Risiko ein. Schließlich könnten Krankheiten, Unfälle oder außerplanmäßige Reparaturen anfallen. Dies sollten der Unternehmerlohn oder das Geschäftsführergehalt mit abdecken. Zur Kalkulation dieser Kosten sollte eine Rentabilitätsvorschau erstellt werden. Vordrucke lassen sich im Internet downloaden, beispielsweise auf den Seiten des deutschen Wirtschaftsministeriums (BMWi).
Geliehenes Geld zieht Kosten nach sich. Ergo muss auch die Finanzierung der Rückzahlungen gesichert sein. Im Finanzierzungsplan müssen daher alle Raten für Tilgungen und Zinsen in Höhe, Laufzeit und Fälligkeitsdatum eingetragen werden. Um die Zahlungsfähigkeit zu sichern, brauchen Unternehmen zudem einen Liquiditätsplan. Er beinhaltet die zukünftig anfallenden Kosten und Einnahmen und hilft, Engpässe vorauszusehen.
Woher kommt das Geld zur Finanzierung?
Finanziert werden Unternehmen in der Regel mit einem Mix aus Eigenkapital, Fremdkapital, Fördermitteln und gegebenenfalls Zuschüssen. Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, kann einen Gründungszuschuss zur Teil-Finanzierung beantragen. Dieser muss nicht zurückgezahlt werden. Auch die Gründungsberatung lässt sich bezuschussen.
Das Eigenkapital muss von den Gründern entweder selbst aufgebracht werden oder im Familien- und Bekanntenkreis akquiriert werden. Start-ups mit großem Kapitalbedarf wenden sich vorwiegend an Business Angels oder Beteiligungsgesellschaften. Daneben können sie auch Investoren über Crowdinvestments, Inkubatoren und Venture Capital gewinnen.
Als Fremdkapital kommen neben klassischen Bankkrediten und Online-Krediten auch Förderdarlehen oder eine Mikrofinanzierung in Betracht. Dies führt fast zwangsläufig zu Fragen nach den vorhandenen Sicherheiten oder etwaigen Bürgschaften. Mit Crowdinvesting ist eine neue Form der Unternehmensfinanzierung entstanden, die zunehmend zur Lösung der Finanzierungsprobleme bei Unternehmensgründungen beiträgt. Auf speziellen Crowdfunding-Plattformen können Gründer ihre Geschäftskonzepte einer Vielzahl an Geldgebern vorstellen. Jeder Einzelne investiert meist nur einen geringen Betrag, doch in der „Masse“ sorgen sie für die nötige Kredit-Summe.
Eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Unternehmensgründungen spielen öffentliche Fördermittel. Sie können nicht direkt beim Förderinstitut beantragt werden, sondern nur über die Hausbank. Aufgrund der vergleichsweise geringen Marge oder Zweifeln am Geschäftskonzept zeigen sich Hausbanken bisweilen zurückhaltend bei der Antragstellung. Dann kann die Einschaltung eines Gründungsberaters oder ein Wechsel des Kreditinstitutes sinnvoll sein.
An die Töpfe: Fördermittel in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Deutsche und österreichische Gründer können die Fördermittel des Mikrofinanzierungsprogramms der EU beantragen. Die Brüsseler Behörde bietet Kredite von bis zu 25.000 Euro für den Start in die Selbstständigkeit. Gefördert wird hiermit vor allem die Existenzgründung aus Arbeitslosigkeit. Die bekanntesten Geldquellen für Gründer in Deutschland sind die KfW-Mittelstandsbank sowie die Landes- und Bürgschaftsbanken. Die KfW vergibt beispielsweise den ERP Gründerkredit Startgeld in Höhe von bis zu 100.000 Euro. Eigenkapital ist hierfür nicht nötig, sehr wohl aber ein professioneller Businessplan samt detaillierter Finanzierungsplanung. Die Vorteile der Förderkredite liegen in niedrigen Zinsen, langer Laufzeit und tilgungsfreien Startjahren.
In Österreich werden staatliche Förderprogramme von Institutionen wie dem Arbeitsmarktservice AMS, dem AWS Austria Wirtschaftsservice sowie der Wirtschaftskammer Österreich aufgelegt. Auch hier können bis zu 100.000 Euro an staatlicher Förderung generiert werden. Gründer, die bei Kreditbanken abgewiesen werden, fördert das österreichische Bundesarbeitsministerium BMASK mit Mikrokrediten.
In der Schweiz sind direkte Fördermittel als Gründer-Hilfe vom Bund oder den Kantonen nicht üblich. Dafür bemühen sich staatliche Stellen darum, die Rahmenbedingungen für Gründer zu optimieren. Etwa durch Vermittlung günstiger Baugrundstücke oder durch Steuererleichterungen und -erlässe. Eine Ausnahme bildet die Eidgenössische Stiftung zur Förderung schweizerischer Volkswirtschaft. Bei entsprechendem finanziellem Eigen-Engagement des Gründers vergibt sie zinslose Darlehen bis maximal 150.000 Franken. Aber auch Schweizer Privatbanken stellen bei guter Bonität günstige Gründerkredite zur Verfügung.
Bürgschaftsbanken und Institutionen wie die Bürgschaftsgenossenschaft für KMU unterstützen die Gründer. Informationen zur Finanzierung erteilt die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVgI). Weitere Ansprechpartner für Fragen zur Finanzierung sind unter anderem die Business Angels Switzerland (BAS) und der Verein GO! Mikrokredite. Informationen über Finanzierung und Förderung bietet das offizielle Schweizer KMU-Portal.