Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 11.11.2024
Inhaltsverzeichnis
Es gibt diverse Gründe, sich als Gründer:in für den Schritt in die Selbstständigkeit zu entscheiden. Ein unangenehmes Arbeitsumfeld mit regelmäßigem Stress mit Kolleg:innen oder Kund:innen ist einer hiervon. Damit es auch auf sozialer und emotionaler Ebene funktioniert, sollten selbstständig Tätige bereits in der Planungsphase über Maßnahmen nachdenken, wie sich ein positives Arbeitsumfeld etablieren lässt. Im Folgenden einige konkrete Tipps und Anreize, wie dieser oft unterschätzte Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit gelingt.
Positives Arbeitsumfeld – leider kein Selbstläufer
Vielen Erwerbstätigen ist bewusst, dass nicht alleine der Anspruch der täglichen Arbeit oder das Gehalt am Monatsende die Hauptrollen für das Glück am Arbeitsplatz spielen. Sich gut mit Mitarbeitern und Kunden zu verstehen und nicht permanent Konflikte mit schwierigen Kolleg:innen lösen zu müssen, tragen stärker zum alltäglichen Wohlgefühl bei.
Oft sind es die kleinen Dinge und problematischen Situationen des Alltags, die schnell Lust und Motivation am Arbeitsplatz rauben. Diesem Umfeld zu entfliehen, beispielsweise durch die Gründung eines Unternehmens und den Weg in die Selbstständigkeit, wirkt hier als ideale Lösung. Leider gilt: Ein Selbstläufer für ein zufriedenes Sozialleben und einen guten Umgang mit Kunden ist die Firmengründung leider nicht.
Fakt ist: Faktoren des Lebens wie steigende Lebenshaltungskosten, Unsicherheit über die Zukunft oder persönliche Schwächen und Krankheiten beeinflussen jeden Mensch. Was im Büro an den Kolleg:innen herausgelassen wird, kann auch Selbstständige im Umgang mit Business-Partnern und Kunden treffen. Es bedarf deshalb einer klugen, sozialen Strategie, um das Konfliktpotenzial von Anfang an zu reduzieren.
Den eigenen Beitrag und Einfluss verstehen
Der Einstieg in die Selbstständigkeit ist eine Phase des Umbruchs. Diese bringt viele Fragen mit sich: Schafft man, sich mit der Geschäftsidee zu etablieren? Wie lassen sich neue Kunden finden und dauerhaft halten? Bei allen sachlichen Fragen sollte die Gründungsphase auch Fragen zur eigenen Persönlichkeit erlauben. Mit Hinblick auf das Arbeitsumfeld muss die wichtigste Frage heißen: Wie groß war der eigene Anteil an bislang erlebten Konflikten.
Dies wird in vielen Fällen zur extremen Herausforderung. Es ist einfach, die Schuld an Konflikten und Problemen immer „den Anderen“ zuzuschieben. Wer mit diesem Mindset in die Selbstständigkeit geht, wird sich beruflich kaum etablieren können. Anstatt wütend auf die (ausbleibenden) Kunden zu sein, sollte berücksichtigt werden, dass vielleicht die eigene Person dem erhofften Erfolg im Weg steht.
Soziale Skills sind für Selbstständige und Freiberufler deshalb umso wichtiger. Ein offenes Gespräch, eine freundliche Herangehensweise an alte und neue Kunden und etwas Verhandlungsgeschick sind unerlässlich. In der Gründungsphase darf deshalb jeder sich selbst gegenüber zugeben: Ich habe hier und da meine Defizite und bin bereit, menschlich und sozial an dieser Aufgabe zu wachsen.
Aus dem schlechten Betriebsklima lernen
Doch wo liegen konkrete Anhaltspunkte, um aus den gemachten Erfahrungen im Angestelltenverhältnis etwas Positives herauszuziehen? Der Rückblick auf ein schlechtes Betriebsklima mit seinen Auslösern hilft, Gründe zu verstehen und an der eigenen Person in der Gründungsphase zu arbeiten. Einige typische Fälle und Situationen sind:
- Am Arbeitsplatz wurde kaum miteinander kommuniziert und „aneinander vorbeigearbeitet“. Dies bietet den Ansatzpunkt, über die eigene Art der offenen und freundlichen Kommunikation nachzudenken.
- Die Arbeitsatmosphäre litt erheblich unter strikten Hierarchien und einem strengen Chef. Hier ist es der Anreiz, als Selbstständiger „Mensch zu bleiben“ und den Umgang mit den ersten, eigenen Mitarbeiter:innen harmonischer zu gestalten.
- Stress und Überarbeitung haben zur schlechten Laune am Arbeitsplatz geführt. Damit dies nicht unbewusst für die eigene Selbstständigkeit gilt, sollte stets ein konsequenter Blick auf die Work-Life-Balance und den eigenen Umgang mit Stress geworfen werden.
Als dies sind Ansatzpunkte, jedoch keine Lösungen. Diese zu finden, hängt vom Einzelfall und den erkannten Defiziten im ehrlichen Umfang miteinander ab. Für ein positives Arbeitsumfeld von Anfang an lohnt es deshalb, sich auf sozialer und persönlicher Ebene weiterzubilden. Hiermit sind keine Gründer- und Management-Kurse gemeint, die oft einen sachlichen Ansatz verfolgen. Der Aufbau von Resilienz oder das Kennenlernen neuer Kommunikationstechnik sind bessere Schritte, um die Grundlage für einen optimalen Umgang mit Business-Kontakten und Kund:innen zu schaffen.
Vermeidung von Kontakten keine Lösung
Je nach Bereich der Selbstständigkeit ist kein permanenter Kundenkontakt zu erwarten. Viele Menschen streben sogar darauf hin, als eigener Chef im Home-Office arbeiten zu können und den Austausch mit Kolleg:innen und Kontakten während der Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren.
Dies hat unverkennbar zwei große Vorteile: Anders als im Großraumbüro oder bei permanent eingehenden Anrufen und Mails entsteht eine ruhige und konzentrierte Arbeitsumgebung. Und: Stress und Diskussionen mit anderen, die bislang zur Tagesordnung gehörten, reduzieren sich auf ein Minimum.
Die Schattenseite dieser Kontaktvermeidung ist dennoch groß: Wer nicht regelmäßig sozial gefordert ist, büßt Kompetenzen ein. Dies gilt beruflich und privat gleichermaßen. Für ein positives Arbeitsumfeld heißt es deshalb, sozial verknüpft und engagiert zu bleiben. Eine Flucht vor Streit und Diskussionen kann nicht die Lösung sein – spätestens, wenn eine Akquise von Neukunden erfolgen muss.
Praktische Tipps für ein positives Arbeitsumfeld
Neben einer gezielten Weiterbildung im persönlichen Bereich und der Entwicklung einer kommunikativen Art können bereits kleine Maßnahmen das Arbeitsumfeld positiv fördern. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Tätigkeit selbstständig oder in einem klassischen Büroumfeld ausgeübt wird:
1. Ein Ausgleich während des Arbeitstages muss her, der über die einfache Frühstücks- oder Mittagspause hinausgeht. Dies kann in Form eines flexiblen Arbeitszeitmodells erfolgen, um die sonstigen Anforderungen des Lebens adäquat zu berücksichtigen.
2. Der Austausch mit anderen ist oft ein gutes Ventil, um sich den Frust von der Seele zu reden und danach wieder motivierter zu arbeiten. Für Selbstständige kann dies der Austausch mit der Familie oder Freunden sein, bei Erwerbstätigen der „Tratsch“ mit Kolleg:innen.
3. Eine offene und kommunikative Firmenkultur ist die essenzielle Grundlage für ein gutes Arbeitsumfeld. Probleme sollten offen angesprochen werden können – auch mit Kund:innen bei einer Selbstständigkeit – unaufgeregt und in beide Richtungen.
Überlastung im Beruf und ihre Folgen
Selbst die beste Vorbereitung oder der Besuch diverser Kommunikationskurse bringt wenig, wenn die Anforderungen des Arbeitsalltags kaum Luft zum Atmen oder den persönlichen Austausch mit Kolleg:innen und Kund:innen erlauben. Stress und Überlastung sind unterschätzte Gefahren, speziell wenn die Selbstständigkeit im Nebenberuf ausgeübt wird.
Damit die Arbeit und das gesamte Leben nicht zu Qual werden, ist eine realistische Einschätzung der eigenen Belastbarkeit für Gründer:innen entscheidend. Auch hier gilt: Beratung und Schulung können unbewusste Hürden nehmen und neue Wege für eine ausgeglichenere Work-Life-Balance erschließen.
Foto von Nik Shuliahin auf Unsplash