Besonderheiten im Franchising

Ein effektives Organisationssystem ist entscheidend für den Erfolg eines Franchises. Der Artikel zeigt, wie Lean-Management, Informations- und Netzwerkmanagement sowie schnelle Entscheidungsprozesse Franchisenehmern helfen, ihre Marktposition zu stärken und effizient zu agieren.

Besonderheiten im Franchising

Organisationssystem

Jedes Unternehmen entwickelt bewusst oder unbewusst sein eigenes Organisationssystem zur Erstellung von Produkten oder zur Erbringung von Leistungen. Mit diesem Begriff ist die Verknüpfung und Integration unterschiedlicher Strukturen und Methoden gemeint, die der Koordination der Funktionen von Mensch und Material dienen. Um einen optimalen Ablauf sicherzustellen, müssen die einzelnen Elemente nahtlos ineinander greifen und aufeinander abgestimmt sein. Das eigene Personal, die potentiellen Kunden, die materiellen Hilfsmittel und das konkrete Angebot des Unternehmens sind die Hauptfaktoren, um die sich das Organisationssystem dreht. Die gezielte Entwicklung eines unternehmensspezifischen Organisationssystems setzt die Zerlegung des gesamten Leistungsprozesses in Einzelschritte voraus. Dem schließt sich eine eingehende Analyse der Aufgabenverteilung unter den Funktionsträgern sowie der Ausgestaltung ihrer Beziehungen an. Jede Verlagerung und Zuteilung von Aufgaben muss wegen ihrer weitreichenden Folgen für das Organisationssystem sorgfältig geplant werden.

Wertesystem

Das Wertesystem kommt insbesondere in der Unternehmensphilosophie und Unternehmenskultur zum Ausdruck. Besteht innerhalb des Franchisesystems über das Wertesystem weitgehendes Einvernehmen, wird es Entscheidungen, Konzeptionen und Tätigkeiten auf allen Ebenen prägen. Nicht zuletzt beeinflusst das Wertesystem maßgeblich das Bild, das sich ein Unternehmen von der eigenen Zukunft macht. Diese Unternehmensvision stellt wiederum die Zielmarke dar, auf die hin sämtliche Strategien ausgerichtet werden. Nach außen wirkt sich das Wertesystem auf das Image des Franchisesystems in der Öffentlichkeit aus.

Managementsystem

Bei systematischer Weiterentwicklung des Organisationssystems durch Einbeziehung prozessübergreifender Faktoren kann ein komplettes Managementsystem entstehen. Insbesondere muss das Organisationssystem durch ein Wertesystem ergänzt werden, um eine ethische Grundlage für das Unternehmen zu schaffen und seine moralischen Ansprüche kundzutun. In Zeiten wirtschaftlicher und technischer Umwälzungen muss jedoch ständig mit Störungen im inneren Gleichgewicht dieser empfindlichen Systeme gerechnet werden, die Anpassungen oder sogar eine Neugestaltung des Managementsystems erforderlich machen. So führt die zunehmende Nachfragesättigung in vielen Bereichen zu einem überdenken der Kundenstruktur oder der Leistungskonzeption. Die Bearbeitung neuer Marktsegmente, die Aufnahme neuer Leistungen und technische Veränderungen können ebenfalls drastische Konsequenzen für das gesamte System nach sich ziehen. Durch behutsame Anpassung und kontinuierliche Weiterentwicklung des Managementsystems lässt sich seine Lebensdauer auf unbegrenzte Zeit verlängern.

Vervielfältigung

Die Standardisierung aller wesentlichen Elemente eines Management-Systems ermöglicht den Aufbau gleichartiger Unternehmen. Die Konzentration wichtiger Management-Funktionen in der Zentrale sowie die Vereinheitlichung von Funktionen in den Franchise-Betrieben sind entscheidend für den Aufbau eines schlagkräftigen Franchisesystems. Ihr sind insbesondere Rationalisierungseffekte in der Zentrale und den einzelnen Franchise-Betrieben zu verdanken mit der Möglichkeit bedeutender Kosteneinsparungen durch sinnvolle Arbeitsteilung.

Positivkreisläufe

Der Erfolg des modernen Franchising beruht auf der uralten Erkenntnis, dass Geben und Nehmen in einem ausgeglichenen Verhältnis stehen müssen. Ein funktionierender Kreislauf von Leistung und Gegenleistung ist die Grundlage des Wachstums von Franchisesystemen. Jeder Erfolg eines Franchisenehmers stärkt die Wettbewerbsposition des gesamten Systems und erhöht seine Attraktivität gegenüber Kunden, Lieferanten, Geldgebern und Neueinsteigern. Bei Verknüpfung verschiedener positiver Kreisläufe kann es zu einer überproportionalen Beschleunigung des Wachstums kommen.

Negativkreisläufe

Die Eigenheiten eines Franchisesystems können sich in bestimmten Fällen auch gegen die Beteiligten wenden. Negative Kreisläufe führen meist von systeminternen Problemen über Qualitätsmängel, Reklamationen und Kundenabwanderung zu Umsatzeinbußen, verringertem Gebührenaufkommen und Leistungseinschränkungen. Die Umkehr von Negativkreisläufen erfordert von den Betroffenen eine schonungslose Analyse ihrer Ursachen und einen gezielten Eingriff. Verbinden sich mehrere Negativkreisläufe miteinander, kann nur eine gemeinsame Kraftanstrengung der Partner das System vor dem Zusammenbruch bewahren.

Arbeitsorganisation

Unzählige Regeln der Arbeitsorganisation verlieren durch die moderne Informationstechnologie ihre Gültigkeit. Durch Nutzung von Datenbanken kann eine Information von verschiedenen Personen zur selben Zeit an verschiedenen Orten genutzt werden. Durch Einsatz von Expertensystemen kann ein Generalist hochspezialisierte Leistungen erbringen. Durch Vernetzung der Computersysteme kann ein Unternehmen gleichermaßen Vorteile aus der Zentralisation wie der Dezentralisation ziehen. Durch Datenbankabfragen und andere computergestützte Hilfsmittel kann ein einfacher Sachbearbeiter Entscheidungen von weitreichender Bedeutung treffen. Durch drahtlose Datenkommunikation kann ein Mitarbeiter vor Ort jederzeit und überall Informationen erhalten und versenden. Durch interaktive Bildplatten kann ein Kunde aus der Ferne ähnlich effizient unterichtet werden wie bei einem persönlichen Zusammentreffen.

Prozessbeschleunigung

Mit Hilfe der modernen Informationstechnologie kann der in Jahrzehnten angesammelte Ballast von Gewohnheiten abgeworfen werden, der die Entwicklung der Unternehmen behindert. Zu diesem Zweck müssen ihre Funktionen grundsätzlich in Frage gestellt, überholte Regelungen rücksichtslos gebrochen und neue Arbeitsweisen gefunden werden. Bei richtiger Ausschöpfung ihres Potentials handelt es sich nicht nur um eine Verbesserung bestehender Prozesse, sondern um eine wirkliche Revolution im Unternehmensalltag.

Entscheidungsdelegation

Die Vernetzung der Computer ermöglicht den jederzeitigen Datenzugang für alle Mitarbeiter. Durch die unmittelbare Zugriffsmöglichkeit auf kundenorientierte Datenbanken können viele Entscheidungsbefugnisse an die Mitarbeiter vor Ort delegiert werden, wodurch ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Motivation gestärkt wird. Da in schnelllebigen Märkten viele Geschäfte von der Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung abhängt, stellt der Verzicht auf die zeitraubende Konsultation der Vorgesetzten einen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar.

Kundenorientierung

Art, Umfang und Intensität der Kundenkontakte haben sich in vielen Märkten zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor entwickelt. Zum Aufbau einer engen Kundenbeziehung benötigen die Unternehmen konkrete Kenntnisse der Wünsche, Erwartungen und Verhaltensweisen ihrer Kunden. Neue Techniken und Konzepte im Umfeld von Computer und Datenverarbeitung ermöglichen - unter Beachtung des Datenschutzes - die Erfassung, Aufbereitung und Weiterleitung solcher Daten. Durch Nutzung der zentral gespeicherten Daten kann das Kontaktpersonal vor Ort gezielter auf Kundenbedürfnisse eingehen.


Die 5 Management-Regeln im Franchising:

Regel Nr. 1: Lean-Management

Schlanke, flexible Organisationen sichern eine effiziente Aufgabenverteilung zwischen den rechtlich selbstständigen Einheiten sowie kurze Entscheidungswege.

Regel Nr. 2: Informationsmanagement

Die vertraglich geregelte längerfristige Zusammenarbeit ermöglicht die gemeinsame Nutzung modernster Informationstechniken.

Regel Nr. 3: Netzwerk-Management

Der offene und gleichberechtigte Meinungsaustausch zwischen selbstständigen Unternehmern zeigt sich der Kommunikation in hierarchisch gegliederten Unternehmen überlegen. Hier werden auch neue Franchiseformen wie das NET GUIDED FRANCHISING entstehen, die vor allem auf die neuen Möglichkeiten des Internets und der virtuellen Kooperation setzen.

Regel Nr. 4: Tempo-Management

Durch die Kombination der Vorteile zentraler und dezentraler Strukturen können Franchisesysteme schneller als der Wettbewerb auf Marktveränderungen reagieren.

Regel Nr. 5: Clienting

Die direkten und intensiven Kontakte der Franchisenehmer vor Ort erleichtern den Aufbau enger Beziehungen zu den Kunden.




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