Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil: Tipps zur Umsetzung

Nachhaltigkeit wird für Unternehmen immer wichtiger – sowohl zur Kostenreduktion als auch als Markenvorteil. Dieser Ratgeber zeigt, wie Gründer nachhaltige Lösungen umsetzen können, um ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortlich zu handeln und so von Kunden und dem Markt zu profitieren.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil: Tipps zur Umsetzung

Nachhaltigkeit ist für jeden Betrieb zunehmend wichtiger. Zuerst geht es um die eigenen Betriebskosten, denn diese lassen sich dank nachhaltiger Lösungen durchaus verringern. Doch auch die Außenwirkung ist entscheidend und immer mehr Kunden achten gezielt darauf, wie nachhaltig sich ein Unternehmen präsentiert. Somit kann die Nachhaltigkeit auch für Gründer ein echter Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz am hart umkämpften Markt werden. Aber wie lässt sich die Nachhaltigkeit erreichen und was ist dabei zu beachten? Dieser Ratgeber zeigt erste sinnvolle Schritte auf. 

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

Ein Großteil der Kunden stellte die eigene Kaufentscheidung noch im Jahr 2019 der Qualität der Produkte entgegen. Allerdings wurde damals schon deutlich, dass 48 Prozent der Kunden bereit waren, mehr Geld für ein Produkt auszugeben, wenn dieses nachhaltig war. Besonders drastisch fällt die Gewichtung übrigens bei jüngeren Käufern bis zu dreißig Jahren aus: Sie sind absolut gewillt und gewohnt, Marken und Unternehmen zu boykottieren, wenn diese sich umweltschädigend oder anderweitig nicht nachhaltig verhalten. 26 Prozent der jungen Käufer boykottieren Marken oder Geschäfte längst, wenn diese den Standards nicht entsprechen. Aber was gilt allgemein? 

  • Mehr Produkte – seit 2019 greifen die Deutschen vermehrt zu nachhaltigen Produkten. Damals gaben schon rund 70 Prozent der Befragten an, auf nachhaltige Produkte zu setzen, teilten aber auch mit, dies in den nächsten Jahren noch zu verstärken. 
  • Wiederverwertung – rund achtzig Prozent der Kunden ist es wichtig, dass ein Unternehmen sich dem Recycling unterordnet und wiederverwertbare Produkte verkauft, alternativ auch Produkte aus wiederverwerteten Materialien herstellt. 
  • Chemieunternehmen – sie stehen bei den Verbrauchern in der Kritik, da die Umweltbelastung und Umweltschädlichkeit der Produkte nicht klar kommuniziert wird. Da die Zahlen (83 Prozent) aus 2019 stammen und die gesamte Bayer-Glyphosat-Krise noch nicht so medial war, könnte die Zahl heute höher ausfallen. 
  • Global – hier fühlten sich 2019 bereits 72 Prozent der Verbraucher schlecht informiert, wenn es darum ging, die Nachhaltigkeit und Inhaltsstoffe verfolgen zu können. Eigentlich hätte an dieser Stelle das Lieferkettengesetz nachhelfen sollen, doch ist es zu aufgeweicht, um echte Aufschlüsse zu bieten. 

Welche Aspekte der Nachhaltigkeit ein Unternehmen mühelos beachten kann, hängt natürlich von der Branche ab. Ein Unternehmen in Thüringen, welches Holzengel oder Dekofiguren herstellt, hat ganz andere Möglichkeiten als das Unternehmen in Thüringen, welches im großen Stil Chemikalien aus der ganzen Welt ordert, Produkte im Ausland herstellen lässt und diese hier nur noch verpackt. 

Aus der Nachhaltigkeit ausgenommen ist das zweite Unternehmen dennoch nicht, denn auch hier kann das Management darauf achten, dass von Arbeitsschutz bis hin zu Materialien und Umweltbelastungen die Richtlinien nicht nur eingehalten, sondern weit unterschritten werden. Dies ist dann wiederum ein markanter Werbeslogan, denn wer stichhaltig beweisen kann, dass die Mitarbeiter der Zulieferer alle volljährig sind, gut verdienen, einen Arbeitstag von acht Stunden plus Pause haben und keinerlei giftige Chemikalien (und wenn notwendig, dann mit Schutzkleidung) verwenden, der kann auch diesen Aspekt nutzen. 

Tipps zur Umsetzung

Aber wie geht diese Nachhaltigkeit eigentlich? Tatsache ist, dass das Wort zu einem Modewort verkommen ist, ohne vielfach eine echte Bedeutung zu haben. Zur Grillparty wird ein nachhaltiges Pesto (wurde in der eigenen Küche gezaubert) gereicht, die Sitzmöbel stammen aus nachhaltigem Anbau und die Grillteller können natürlich recycelt werden. Im letzten Fall wäre echtes Geschirr oder wiederverwendbares Plastikgeschirr natürlich wesentlich nachhaltiger. Und im Unternehmen? 

1. Green Franchising als ganzheitlicher Ansatz

Sämtliche Maßnahmen, die ein Franchise-Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit umsetzen kann, lassen sich im Grunde unter dem Begriff „Green Franchising“ zusammenfassen. 

Mit Green Franchising sind Franchise-Modelle von Unternehmen gemeint, die in Bezug auf Ökologie, Ökonomie und Soziales ganzheitlich nachhaltig agieren. Alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit werden dabei so entwickelt, dass sie dauerhaft zukunftsfähig beziehungsweise umwelt- und sozialverträglich sind. 

Es geht beim Green Franchising darum, 

  • wirtschaftlich nachhaltig zu sein, 
  • soziale Verantwortung zu übernehmen und Werte zu definieren, an denen sich das Unternehmen orientiert und zu denen es steht, sowie 
  • einen positiven Beitrag zur Umweltsituation zu leisten. 

Konkret kann das zum Beispiel der Umstieg auf umweltfreundliches Verpackungsmaterial, die Modernisierung der Gebäudetechnik und die Einhaltung fairer Produktionsbedingungen sein. Um das Franchise-Konzept nachhaltig zu optimieren, müssen die betrieblichen Strukturen gründlich analysiert und geprüft werden – inklusive der Partnerbetriebe. 

Übrigens: Um einen besonderen Anreiz zu schaffen, wird seit 2013 jedes Jahr ein Unternehmen vom Deutschen Franchise-Verband mit dem Green-Franchise-Award ausgezeichnet. 

2. Verpackungen und Versandkartons

Unternehmen müssen eine Verpackungslizenz beantragen. Müssen sie? Nein. Denn wer „Gebrauchtwaren“ verwendet, der fällt selbst als riesiger Onlineshop nicht unter die Lizenzpflicht. Aber wie geht das nachhaltige Verpacken? 

  • Richtige Kartonagen – wer die Gebrauchtlösung nutzt, der findet spätestens seit der „Höhle der Löwen“ seinen Anbieter. Die Kartonagen sind übrigens ungenutzt, zählen aber nicht unter die Neuwaren, da sie aus Logistikzentren und nicht vom Hersteller stammen. 
  • Nachhaltige Kartonagen – zudem gibt es Kartonagen und Versandmittel aus recyceltem Material. Sie sind so gut, wie alle anderen Verpackungsmöglichkeiten, führen aber in diesem Fall ihr „zweites Leben“ aus. 
  • Richtig verpacken – privat kennt es jeder: der USB-Stick, der förmlich in einem Karton in der Größe eines Kindersargs verschickt wurde. Aus logistischer Sicht ist das oft verständlich, da Zwischengrößen bei Kartons einfach mehr kosten. Doch wer direkt korrekt plant, der kann dieses Problem umgehen. Zudem lassen sich Kleinigkeiten in Buch-Versandboxen oder speziellen Umschlägen ebenso gut versenden. 
  • Füllmaterial – wiederverwendbar, nützlich, praktisch. Es gibt Dutzende kleine Unternehmen, die normale Zeitungen als Füllmaterial nutzen. Auch Kleintierstreu, Stroh oder spezielle Mail-Pops sind ideal. 

3. Eigene Energieversorgung grün gestalten

Spätestens aktuell weiß jedes Unternehmen: Wer auf sich selbst bauen kann, der brauch einen abgestellten Gashahn nicht zu fürchten. Allgemein empfiehlt es sich, das eigene Unternehmen möglichst autark auszurichten: 

  • Solaranlage – sie passt auf jedes Gebäude und jede Lagerhalle. Zumindest den allgemeinen Betriebsstrom kann sie sicherstellen. Dass es Probleme in sehr stromlastigen Bereichen gibt, ist klar. 
  • Windkraftanlage – auch sie kann die Energiegewinnung des Betriebs unterstützen und dabei helfen, möglichst unabhängig zu werden. 
  • Ökostrom – der Wechsel zu Ökostromanbietern ist natürlich gleichfalls sinnvoll. 

Die Energieversorgung lässt sich zumindest zu einem gewissen Teil nachhaltig gestalten. Durch die Umstellung gewinnt ein Unternehmen jedoch auch an Unabhängigkeit und kann weiterhin agieren, wenn das Gas einmal nicht mehr läuft.

4. Lieferketten auf Nachhaltigkeit trimmen

Ein Unternehmen, welches sich die Nachhaltigkeit auf die Fahne schreibt, muss durchweg transparent und nachhaltig sein. Viele Kunden springen ab, wenn sie beispielsweise merken, dass der Kaffee doch von Kindern geerntet und auf Flächen des abgeholzten Regenwaldes angebaut wird. Grundsätzlich hängt die Nachhaltigkeit in diesem Fall stets mit der Sozialverträglichkeit zusammen. Unternehmen müssen also ggf. nachbessern und genau prüfen, ob die Vorgaben – auch bei der Einbindung etwaiger Organisationen – eingehalten werden. Eigene Projekte, die beispielsweise den Arbeitern und den Familien vor Ort zugutekommen, wirken sich auch positiv aus. 

5. Herstellungsprozesse nachhaltiger gestalten

Bei produzierenden Unternehmen ist dies sehr wichtig. Die Umstellung auf neue Maschinen kann schon Energie sparen, aber auch dazu führen, dass weniger Reststoffe übrigbleiben. Neue CNC-gesteuerte Maschinen schaffen es beispielsweise, aus einem Werkstück beinahe restlos benötigte Teile auszuschneiden. Aber warum ist das wichtig? 

  • Ressourcennutzung – Ressourcen sollten so gut, wie es nur geht, genutzt werden. Aus einem vier Quadratmeter großen Metallblech sollten nach dem Schneiden nicht anderthalb zerstückelte Quadratmeter übrigbleiben. 
  • Kosten – wer nachhaltig arbeitet, der spart schließlich Geld. Reststücke, die sonst auf dem Müll landeten, werden fast rückstandslos verarbeitet und sparen nun die Kosten für das Material ein, welches bislang stattdessen genutzt wurde. 
  • Müll – auch der Müll lässt sich auf diese Weise massiv eindämmen, was wiederum Kosten spart. 

6. Sonstige Ideen

Abhängig vom Firmengebäude können sich Unternehmen auch offensichtlich dem Umweltschutz verschreiben. Eine begrünte Fassade oder auch Grünflächen auf dem Gelände helfen, CO2 abzubauen und locken wichtige Insekten an. 

Mitunter bieten sich auch Fahrkarten für den ÖPNV für die Mitarbeitern an. Viele sind durchaus bereit, mit dem Zug zur Arbeit zu kommen, wollen aber nicht zusätzlich die vollen Gebühren zahlen. Ein anderes Beispiel ist die Bereitstellung von Fahrrädern und E-Bikes. Es gibt etliche Unternehmen, die ihren Mitarbeitern für eine kleine monatliche Gebühr ein Rad zur Verfügung stellen, wenn diese stattdessen (außer in Ausnahmen/bei Extremwetter) auf den Wagen verzichten.

Fazit – Nachhaltigkeit wirkt sich ganzheitlich aus

Natürlich kann ein Betrieb wunderbar mit nachhaltigen Produktionen oder Lieferketten werben. Allerdings profitiert das Unternehmen selbst davon, denn umso mehr Punkte der Nachhaltigkeit umgesetzt werden, desto autarker und zukunftssicherer kann der Betrieb werden. Allerdings ist ein genaues Konzept notwendig, damit dieses zielsicher greift und das Unternehmen wirklich unterstützt. Zudem muss es hinter diesem Konzept stehen, denn Kunden kommen selten zurück, wenn sie bezüglich des nachhaltigen Wirtschaftens betrogen wurden.


Photo by Steven Weeks on Unsplash




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