Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 12.11.2024
Die Erfüllung eines eigenen Franchise-Betriebs erfordert oft finanzielle Mittel, die das Budget und auch ein vorhandenes Sparvermögen vieler angehender Unternehmer bei Weitem übersteigen. Vor allem bei einer Neugründung oder Übernahme ist die Aufnahme eines Darlehens daher Standard. Darlehen werden von den Banken in unterschiedlichen Varianten angeboten. Ein Überblick über verschiedene Darlehensarten sowie die Vor- und Nachteile, die damit verbunden sind.
Was ist ein Darlehen?
Bei einem Darlehen handelt es sich um einen schuldrechtlichen Vertrag, der die Überlassung von Geld oder anderen vertretbaren Gegenständen an einen Darlehensnehmer regelt. Die Rechtsgrundlage dafür ist das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB). In der Praxis spielen vor allem Gelddarlehen eine Rolle. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe "Darlehen" und "Kredit" oft synonym verwendet, jedoch sind diese beiden finanzwirtschaftlichen Kategorien nicht völlig identisch. Zwar sind Darlehen Varianten des Kredits, zu ihren allgemeinen Merkmalen gehört eine mittlere bis lange Laufzeit - für Kredite gibt es daneben jedoch noch andere Ausgestaltungsvarianten, zu denen beispielsweise Garantien und Bürgschaften gehören. Für ein Gelddarlehen fallen Zinsen und in der Regel auch Gebühren an. Ihre Höhe wird ebenso wie die Modalitäten der Rückzahlung und Kündigung im Darlehensvertrag vereinbart.
Vor- und Nachteile verschiedener Darlehensarten
Bei der Wahl des passenden Darlehens müssen Verbraucherinnen und Verbraucher eine Entscheidung darüber treffen, welche Darlehensart für ihre Zwecke optimal geeignet ist. Neben Vorteilen sind mit jeder Darlehensvariante auch jeweils spezifische Nachteile verbunden. Einen umfassenden Überblick über Darlehensvarianten und andere Punkte, die für Darlehensnehmer von Bedeutung sind, findet man in dieser Übersicht.
Annuitätendarlehen
Annuitätendarlehen sind unter anderem für die Finanzierung von Immobilienkäufen die am häufigsten genutzte Darlehensart. Es wird in monatlichen Raten zurückgezahlt, die sich während der gesamten Laufzeit nicht verändern. Dagegen ändert sich im Zeitverlauf die Relation von Rückzahlung und Tilgung - mit wachsender Laufzeit steigt der Tilgungsanteil an. Vorteile dieser Darlehensart besteht in einer transparenten und planbaren monatlichen Belastung, die bis zum Ende der Darlehenslaufzeit gleichbleibt. Ein Nachteil von Annuitätendarlehen besteht darin, dass Sondertilgungen von den Anbietern zum Teil vertraglich ausgeschlossen werden.
Eine spezielle Form des Annuitätendarlehens ist an die Auszahlung eines Bausparvertrags gekoppelte Darlehen. Auf den ersten Blick erscheinen Bausparverträge aufgrund der niedrigen Zinsen und der nicht planbaren Zuteilung des Vertrages nicht besonders vorteilhaft. Diesen Nachteilen stehen jedoch verschiedene Vorteile gegenüber. Die Zinsen für ein an einen Bausparvertrag gekoppeltes Darlehen werden bereits zum Vertragsabschluss festgelegt, so dass Unternehmer für ihre Finanzierung maximale Zinssicherheit genießen. Zudem erhalten Bausparer oft besonders günstige Darlehensangebote, da sie durch die Bausparsumme ihren Eigenkapitalanteil erhöhen, wodurch sich das Verlustrisiko für die Banken reduziert.
Fälligkeitsdarlehen
Fälligkeitsdarlehen eignen sich vor allem zur Finanzierung von zu mietenden Immobilien, da diese Darlehensart ermöglicht die Zinsen von der Steuer abzusetzen. Bei dieser Darlehensart werden die Zinsen monatlich gezahlt, die Rückzahlung des Gesamtdarlehens erfolgt dagegen erst zum Laufzeitende. Während der Laufzeit müssen Darlehensnehmer bei einem Fälligkeitsdarlehen somit nur mit einer geringen monatlichen Belastung kalkulieren, jedoch auch sicherstellen, dass sie nach dem Ablauf des Vertrages über die finanziellen Mittel zur Rückzahlung verfügen.
Forward-Darlehen
Forward-Darlehen werden von den meisten Banken vor allem als Modell für eine Anschlussfinanzierung angeboten. In der Praxis spielen sie vor allem für langfristige Baufinanzierungen eine Rolle. Darlehensnehmer können sich damit die aktuell günstigen Zinsen für einen Zeitraum von fünf Jahren sichern, in dem das Darlehen flexibel abgerufen werden kann. Vorteile aus einem solchen Darlehen ergeben sich bei steigenden Zinsen. Wenn die Zinsen dagegen weiter sinken, realisieren Darlehensnehmer ihre Finanzierung mit einem Forward-Darlehen dagegen nicht zu den bestmöglichen Konditionen. Zudem verlangen die Banken für die Vorlaufzeit bis zum Abruf des Darlehens einen Zinsaufschlag.
Euribor-Darlehen
Euribor-Darlehen sind Darlehen mit variablem Zinssatz. In bestimmten Intervallen wird eine Zinsanpassung vorgenommen. Die Grundlage dafür ist in der Regel der Euribor - also der Zinssatz, zu dem sich die Banken in der Euro-Zone gegenseitig Geld verleihen, der gleichzeitig an den Leitzins der Europäischen Zentralbank gekoppelt ist. Vorteile bei einem Euribor-Darlehen bestehen in der uneingeschränkten Möglichkeit von Sondertilgungen. Außerdem resultieren aus der kurzfristigen Zinsbindung im Vergleich zu anderen Darlehensarten oft besonders günstige Konditionen. Das Zinsrisiko bei steigenden Zinsen ist beschränkt, da Euribor-Darlehen problemlos in ein Festzinsdarlehen umgewandelt werden können. Allerdings werden diese Darlehen von den Banken in der Regel nur an Darlehensnehmer mit sehr guter Bonität vergeben.
Cap-Darlehen
Bei einem Cap-Darlehen trägt der Darlehensnehmer ebenfalls die Zinsentwicklung mit. Jedoch wird dafür im Darlehensvertrag eine Zinsobergrenze - der sogenannte Cap - vereinbart. Wenn der Zinsanstieg diese Grenze überschreitet, entstehen für den Darlehensnehmer daraus keine weiteren Kosten. Ein Vorteil dieser Darlehensart besteht darin, dass zum Zinsänderungstermin eine vollständige Tilgung von Cap-Darlehen möglich ist, ohne dass die Banken dafür eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Nachteile ergeben sich aus zum Teil hohen Zinsaufschlägen für den Cap. Bei steigenden Zinsen kann auch ein Cap-Darlehen jederzeit in ein Annuitätendarlehen mit Sollzinsbindung umgewandelt werden.
Tilgungsdarlehen
Bei einem Tilgungsdarlehen wird unabhängig vom Zins eine fixe monatliche Tilgungsrate festgelegt. Da sich im Zeitverlauf auch die Zinszahlungen verringern, nimmt die zu zahlende Gesamtrate während der Laufzeit des Darlehens ab. Geeignet sind Tilgungsdarlehen vor allem für hohe und langfristige Finanzierungen. Vorteile ergeben sich bei dieser Darlehensform aus den generell sehr günstigen Zinsen. Nachteile bestehen in Anfangs hohen Tilgungsraten und einer meist sehr langen Rückzahlungsphase. Gewerbetreibende profitieren davon, dass die Tilgungsraten oft den Abschreibungen für so finanzierte Neuinvestitionen entsprechen.
Neben den genannten Darlehensarten gibt es selbstverständlich weitere Möglichkeiten für die Ausgestaltung einer solchen Finanzierung. Bespiele dafür sind Arbeitgeberdarlehen, Beamtendarlehen oder die Förderdarlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Unternehmer, die einen Franchise-Betrieb gründen oder ihr Unternehmen ausbauen möchten, sollten bei ihrer Entscheidung die jeweiligen Vor- und Nachteile abwägen und sich eventuell beraten lassen.
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