Autor: Prof. Veronika Bellone
Zuletzt aktualisiert am: 02.07.2016
Inhaltsverzeichnis
Die folgenden Zahlenwerte entstammen einer Franchisestudie, die von den Studierenden (Vera Keller, David Bäumlin, Belinda Hasler, Martina Schmuckli) im Rahmen ihres Betriebsökonomie-Studiums durchgeführt wurde.
Das Total an rund 300 Franchisesystemen in der Schweiz, das dabei eruiert wurde, bestätigt die Schätzung der European Franchise Federation von 2012. Obwohl davon ausgegangen werden muss, dass zusätzlich eine Dunkelziffer an weiteren Systemen in der Schweiz besteht, insbesondere an franchiseähnlichen Kooperationssystemen.
Franchising in der Schweiz ist hauptsächlich in den Bereichen Gastronomie und Gesundheit/ Wellness (je 21.9%) anzutreffen, dicht gefolgt vom Detailhandel (18,8%) und Dienstleistungsbereichen wie Immobilienvermittlung, Beratung etc.
Befragt nach den Gründen für die Auswahl der Expansionsstrategie Franchising wird von den Franchisegebern das unternehmerische Engagement der Partner/innen herausgestellt (71,0%), gefolgt von der raschen Marktdurchdringung (58,1%).
Alpenland in Mitteleuropa
Die spezielle Topografie der Schweiz, die Gesamtfläche des Landes beträgt 41’285 km2; davon ist 30’753 km2 Siedlungs- und Landwirtschaftsfläche, hat zur Folge, dass sich viele Franchisesysteme auf einige wenige Ballungszentren konzentrieren (Quelle: http://www.ansiedlung-schweiz.ch/die-schweiz/geografie). So scheint für Franchisesysteme die Region Zürich (87,5%) besonders attraktiv zu sein. Hier finden sich die meisten Systeme. Weitere einladende Regionen sind die Nordwestschweiz (78,1%) und das Mittelland (71,9%). Aber auch die Zentralschweiz (65,6%) und die Ostschweiz (62,5%) weisen eine Vielzahl von System-Marken auf. Lediglich die Regionen Genfersee und das Tessin sind unterrepräsentiert.
Franchisenehmer-Dichte
Gemäss Studie werden in der Schweiz im Durchschnitt ein bis fünf Franchiselizenzen (46,8%) vergeben. 9,4% vergeben je sechs bis 15 Lizenzen, bzw. 16-25 Lizenzen und 15,6% zwischen 26-50 Lizenzen. Zu den Systemen, die den Markt bereits gut durchdrungen haben, gehört McDonald’s Schweiz mit 163 Restaurants und 72 McCafés (Stand März 2016, mcdonalds.ch). Die 42 Franchise- und Joint-Partner/innen halten dabei insgesamt 142 Standorte.
Obwohl sich die Franchisewirtschaft im Aufschwung sieht, bereitet die Gewinnung von Franchisepartnern Schwierigkeiten. Die hauptsächlichen Gründe dafür liegen in den fehlenden finanziellen Mitteln seitens der potenziellen Franchisenehmer/innen (50%) sowie in der fehlenden Bekanntheit als Gründungsstrategie (46,2%).
Greenfranchising in der Schweiz
Gefragt nach der Unternehmensnachhaltigkeit, gibt die Mehrheit der Systeme an, diese als wesentliche Komponente im Franchisekonzept zu beachten. In der Priorisierung der Nachhaltigkeitssäulen liegt die ökonomische Nachhaltigkeit (65,7%) vor der ökologischen (51,4%) und sozialen (40%) Nachhaltigkeit. Lediglich die kulturelle Nachhaltigkeit (5,7%) findet eine ungleich schlechtere Beachtung.
Unter ökonomischen Aspekten sind den Systemen langfristige Partnerschaften besonders wichtig, gefolgt von Ausbildungsunterstützungen, Transparenz und geringen Gebühren. Unter ökologischer Nachhaltigkeitssicht werden biologisch hergestellte Produkte und Recyclingprodukte, sowie der Gebrauch von nachwachsenden Rohstoffen und die Nutzung von Ökostrom genannt. Unter dem Blickwinkel von sozialer Nachhaltigkeit sind Schweizer Franchisesystemen faire Arbeitsbedingungen im Produzentenland, faire Handelsbedingungen, vielfältige Ausbildungsangebote und fortschrittliche Arbeitsbedingungen für Franchisenehmende und deren Mitarbeitenden wichtig. Im Bereich der kulturellen Nachhaltigkeit werden ausländisches Kunstgewerbe, Kunstakademien und eigene Stiftungen gefördert.
Für 85% der Schweizer Franchisesysteme ist die Einführung von nachhaltigen Massnahmen wichtig, bzw. sehr wichtig. Zwei Drittel von ihnen wollen diese Massnahmen in den nächsten drei Jahren umsetzen. Die Franchisenehmenden und deren Mitarbeitende können sich vielseitig einbringen. Produkt- und Dienstleistungsvorschläge liegen an erster Stelle (82,8%), gefolgt von Vorschlägen für die Werbegestaltung (72,4%) und Prozessgestaltung (51,7%).
Ein positives Zeichen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Aktionsplan „Grüne Wirtschaft“, der 2013 vom Bundesrat in der Schweiz verabschiedet wurde.
Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10
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