Cashflow-Management für Existenzgründer

Franchisenehmer profitieren von einem erprobten Geschäftskonzept, jedoch kann das Cashflow-Management in der Anfangsphase herausfordernd sein. Der Artikel erklärt, was Cashflow ist, wie er berechnet wird und gibt Tipps, wie häufige Probleme durch effiziente Planung vermieden werden können.

Cashflow-Management für Existenzgründer

Viele Arbeitnehmer träumen davon, sich selbstständig zu machen und unabhängig zu sein. Franchisekonzepte sind in solchen Fällen eine sinnvolle Idee: Die Marke ist in vielen Fällen bereits etabliert und Franchisegeber überwachen oft den gesamten Unternehmensprozess, da es in ihrem Interesse ist, dass das Unternehmen gewinnbringend weiter wächst. Dadurch steht neuen Franchisenehmern bereits ein Grundgerüst zur Verfügung. Diese Grundstruktur unterstützt dann auch das operative Geschäft, schließlich ermöglicht sie jungen Gründern, sich auf andere Aspekte im Unternehmen zu konzentrieren. Einer dieser Aspekte wäre das Cashflow-Management: Denn mit dem richtigen Cashflow-Management stellen Unternehmer sicher, dass sie langfristig im Geschäft bleiben. 

Was ist der Cashflow?

Der Cashflow (zu Deutsch: Geldfluss) misst im Grunde die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Wichtig ist allerdings: Bei der Ermittlung des Cashflows werden nur jene finanziellen Mittel miteinbezogen, die unmittelbar für potentielle Ausgaben vorhanden sind. Die Kennzahl bezeichnet also die tatsächlich Zahlkraft – die Liquidität – eines Unternehmens, wodurch die finanzielle Situation eines Unternehmens optimal beurteilt werden kann. Hat ein Unternehmen am Ende des Jahres mehr errechnete Einnahmen als Ausgaben, liegt ein positiver Cashflow vor. 

Welche Cashflow-Arten gibt es?

Es gibt unterschiedliche Cashflow-Modelle. Zu den wichtigsten gehören der operativen Cashflow, der Cashflow aus Investitionstätigkeit und der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit. Aus allen drei Elementen ergibt sich der gesamte Cashflow. Welche Buchungen bei der Berechnung miteinbezogen werden müssen, hängt dabei vom jeweiligen Cashflow-Modell ab. Alle Arten der Ermittlung haben aber eines gemeinsam: zahlungsunwirksame Buchungen werden nicht berücksichtigt. Unter zahlungsunwirksamen Buchungen werden alle Buchungen der zeitlichen Abgrenzung (Abschreibungen, Zuschreibungen, Rücklagen, Rückstellungen) sowie die Minderung von Beständen und außerordentliche Aufwände und Erträge verstanden. Zahlungsunwirksame Buchungen sind also solche, die zu keinem Geldfluss in das Unternehmen hinein oder hinaus geführt haben. 

Wie wird der Cashflow berechnet?

Bei der Berechnung wird zwischen der indirekten und direkten Methode unterschieden. Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung (DVFA) empfiehlt eine Formel zur Berechnung des Cashflows, die auf der indirekten Methode basiert. In weiterer Folge wird die Berechnung des gesamten Cashflows mit Hilfe der indirekten Methode veranschaulicht. Der operative Cashflow ist dabei zu Beginn besonders wichtig, denn er bezieht sich auf die normale Geschäftstätigkeit. Er sollte auf jeden Fall positiv sein, denn nur so kann ein Unternehmen aus eigener Kraft Kredite tilgen oder Investitionen tätigen. 

Periodenergebnis nach Steuern
+/– Abschreibungen / Zuschreibungen zum Anlagevermögen
+/– Zunahme / Abnahme bei Rückstellungen
+/– Verlust / Gewinn aus Anlagenabgängen
+/– Abnahme / Zunahme von Vorräten, Forderungen und sonstiger Aktiva
+/– Zunahme / Abnahme von Verbindlichkeiten oder sonstigen Aktiva
= operativer Cashflow 

+ Einzahlungen für Investitionen, korrigiert um den Gewinn bzw. Verlust aus Anlagenabgängen
– Auszahlungen für Investitionen
= Cashflow aus Investitionstätigkeit 

+ Auszahlung für Darlehen
– Tilgung von Darlehen
= Cashflow aus Finanzierungstätigkeit 

Der gesamte Cashflow ergibt sich aus den drei Zwischenergebnissen. 

Tipp: Microsoft bietet eine kostenlose Excel-Vorlage für die Cashflow-Berechnung zum Download an! 

Bedeutung des Cashflow-Managements

Liquiditätsprobleme zählen zu den häufigsten Gründen, weshalb Unternehmen scheitern. Teilweise versuchen Existenzgründer, zu schnell zu wachsen und haben dabei nur die Einnahmen, aber nicht die Ausgaben im Blick. Franchisenehmer haben hier allerdings ein verringertes Risiko, da in ein bestehendes und erprobtes Geschäftskonzept eingetreten wird. Bereits im Vorfeld können Informationen oder Erfahrungsberichte eingeholt werden, wodurch Gründungsfehler vermieden werden können. Nichtsdestotrotz stehen besonders zu Beginn auch die Rekrutierung und das Training der Mitarbeiter, die Beschaffung von Produkten oder rechtliche Anliegen im Vordergrund. Die Buchhaltung gerät in Vergessenheit: Zahlungsziele werden versäumt, Rechnungen übersehen. Um nicht in Zahlungsschwierigkeiten zu gelangen, ist es als junger Unternehmer daher wichtig, den eigenen Kapitalbedarf stets im Auge zu behalten und richtig einschätzen zu können. 

Die häufigsten Gründe für Cashflow-Probleme & wie sie vermieden werden können

#1 Hohe Startinvestitionen

Unternehmen gehen zu Beginn in jedem Fall in Vorfinanzierung: Lager werden gefüllt, um der Nachfrage gerecht zu werden. Diese Ware muss zuerst bezahlt werden. Dazu kommen oft Ausgaben für eine Lagerhaltung sowie mögliche Mieten bzw. Nebenkosten. Hier werden liquide Mittel gebunden, die dann nicht mehr für andere Bereiche verwendet werden können. Je mehr Zeit zwischen Kauf und Verkauf der Ware vergeht, desto größer wird das Loch, welches in die Liquidität gerissen wird – der frei verfügbare Cashflow wird vermindert. 

Hier heißt es: nicht verzagen und die Lagerhaltung frühzeitig optimieren. Es sollte im Vorfeld immer nur soviel angeschaffen werden, wie im nächsten Monat voraussichtlich benötigt wird. Konkrete Prognosen sind zu Beginn allerdings schwierig, da noch keine ausführliche Datenlage vorhanden. Doch Franchisenehmer haben den Vorteil, dass sie Zugriff auf Erfahrungsberichte von anderen Betrieben der Marke haben. Diese können als Anhaltspunkt der Prognose herangezogen werden. So kann abgewogen werden, inwiefern Kompromisse zwischen Warenvielfalt und Kosten getroffen werden müssen. Anschließend können sich Franchisenehmer auf eigene Cashflow-Forecasts stützen – dadurch kann ausgemacht werden, wann mit einem Rückgang der Einnahmen bzw. erhöhten Ausgaben und wann mit einem Plus der liquiden Mittel gerechnet werden kann. Die Prognosen können anschließend mit dem tatsächlichen Cashflow verglichen werden, was mögliche Problembereiche aufzeigen kann: sind die Ausgaben etwa doppelt so hoch wie prognostiziert, sollte der Bereich überprüft werden. 

#2 Ausgaben geraten in den Hintergrund

Beim Start in die Selbstständigkeit durch Franchising profitieren Existenzgründer von der Popularität des bestehenden Franchisekonzepts. Diese Bekanntheit ermöglicht Franchisenehmern einen schnelleren Marktzugang. Doch die Selbstständigkeit ist für viele Neuland, da sie aus einem normalen Angestelltenverhältnis kommen. Besonders zu Beginn konzentrieren sich junge Unternehmer darauf, möglichst viel Gewinn zu erzielen und beachten dabei nur die Einnahmenseite. Doch die Einnahmen können schwanken, etwa durch saisonale Einflüsse. 

Damit die Ausgaben und vorhandene Finanzbudgets stets im Blick bleiben, sollten Buchhaltungssoftwares bzw. Ausgabenverwaltungssoftwares in Betracht gezogen werden. Durch diese Softwares werden Ausgaben- und Kostenprozesse des Unternehmens effizienter und transparenter abgewickelt, indem alle Ausgaben digitalisiert werden – das spart Zeit und sorgt für mehr Überblick. Dadurch verlieren Franchisenehmer eher nicht den Überblick über mögliche unbezahlte Rechnungen, die in Mahngebühren oder Verzugszinsen enden würden. 

#3 Der Break-Even-Point wird nicht beachtet

Mit einer Berechnung der Gewinnschwelle – des Break-Even-Points – lässt sich schnell eruieren, ab wann ein Unternehmen Gewinn erzielt. Der Break-Even-Point hängt vom Preis, dem Absatz und den Kosten eines Produkts ab. Die Gewinnschwelle lässt sich folgendermaßen berechnen: 

Absatz x Preis – Absatz x variable Kosten – Fixkosten = 0

Bei jungen Unternehmern kann es vorkommen, dass die Verkaufspreise nur schlecht oder gar nicht kalkuliert werden und schlicht von anderen Unternehmen in derselben Branche übernommen werden. Da aber nicht jedes Unternehmen mit denselben Bruttogewinnen rechnen kann, sollte im Rahmen der Umsatzplanung genau darauf geachtet werden, zu welchem Preis die Produkte bzw. Dienstleistungen verkauft werden müssen, damit nicht nur die Kosten gedeckt, sondern auch ein Gewinn daraus geschlagen wird. Hier lohnt es sich auch, den Kapitalfluss mindestens einmal im Monat zu berechnen, um zu überprüfen, ob der Cashflow mit den Umsatz- bzw. Wachstumszielen übereinstimmt. Anhand der gewonnenen Daten können dann wiederum aussagekräftige Cashflow-Forecasts und eine akkurate Liquiditätsplanung erfolgen

Fazit

Franchisenehmer steigen in ein erprobtes Konzept ein und erlangen dadurch einen optimalen Marktzugang. Dennoch ist die Existenzgründung für viele Neuland: durch schnelles Wachstum kann es passieren, dass nur die Einnahmeseite betrachtet wird, während die Ausgabeseite in den Hintergrund gerät. Damit Existenzgründer am Ende des Monats nicht hinter den Erwartungen zurückbleiben, sollten die Ziele immer mit dem tatsächlichen Kapitalfluss überprüft werden. Der Cashflow ist dabei eine einfach zu berechnende Kennzahl, die kontinuierlich beobachtet werden sollte. Denn ein effektives Cashflow-Management senkt das Risiko, in Zahlungsschwierigkeiten zu gelangen, drastisch. Die häufigsten Ursachen für Cashflow-Probleme lassen sich dabei mit einfachen Schritten bzw. Tools vermeiden.


Photo by Adeolu Eletu on Unsplash




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