Gründer sein mit Herz und Verstand
Kleinere und mittelständische Unternehmen (kurz KMU) in
Deutschland stellen 99,7% aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen und
generieren knapp 40% aller Umsätze. Auf den Weg zu erfolgreichen KMUs machen
sich jährlich in Deutschland durchschnittlich 400.000 Gründer. Hingegen geben
jährlich 60.000 bis 75.000 Gründer ihre Existenz auf. Das Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung GmbH (kurz ZEW) hat in einer Studie
Strukturen und
Gründe für Firmenschließungen analysiert. Nur rund 15% aller Schließungen (etwa
9.000) geschehen im Rahmen eines Insolvenzantrages. Rund 12.000 Unternehmen, die
nicht älter als 5 Jahre sind, schließen, weil die Entlohnung zu niedrig, der
Stress und die familiäre Belastung zu groß geworden sind. Eine geordnete
Unternehmensabwicklung steht auch im Zusammenhang mit der Mitarbeiterzahl. So
beschäftigen insolvente Unternehmen im Mittel sechs Mitarbeiter, hingegen geben
sehr viele Ein-/Zwei-Mann-Unternehmen einfach auf, weil entweder der Lohn der
Mühe zu niedrig oder die Belastung zu groß ist. Auch alternative
Verdienstmöglichkeiten der eigenen Arbeitskraft zählen zu den Motiven, die
schließlich zur Aufgabe der Existenz führen. Unabhängig davon wurde in der
Studie auch die Gründungsmotivation erfasst und festgestellt, dass je größer der
Wunsch zur Selbständigkeit beim einzelnen Unternehmer ist, die
Wahrscheinlichkeit des Erfolgs der Unternehmung steigt.
Die Studie bringt damit zum Ausdruck, dass es für eine erfolgreiche
Existenzgründung zwei Dinge braucht: Herz und Verstand!
Ein Gründer
braucht Herz, um die enttäuschten Einkommenserwartungen, um das
Nicht-Verzinsen-Können seines Risikos zu verkraften. Er braucht Unterstützung
aus dem familiären Umfeld und aus dem Bekanntenkreis, um private Probleme,
unabhängig ihrer Natur, zu schultern. Ein Gründer braucht Herz, um alternative
Entlohnungsmodelle für hochwertige Leistung ablehnen zu können. Gerade weil der
Erfolg in Existenzgründungen lange auf sich warten lässt, ist es wichtig, dass
ein Gründer seine Arbeit liebt, weil er einem Ideal nachstrebt. Es ist diese
Leidenschaft, die den Erfolg einer Unternehmung langfristig ausmacht. Oftmals
ist die Rede vom langen Atem, der nötig sei, um am Markt zu bestehen. Doch ein
Gründer, der mit langem Atem auf ein besseres Jahresergebnis hofft, der leidet
und ist unglücklich. Ein Bild also, das dem Jungunternehmer nicht weiterhilft.
Schließlich geht es darum aus den Unternehmenszahlen Kraft und Zuversicht für
die Zukunft zu ziehen!
Ein Gründer braucht Verstand, um eine notwendige Basis für die
Unternehmung aufzubauen. Für jede Unternehmung muss ein Gründer 7
Entscheidungsprobleme lösen:
- Wahl der Rechtsform
- Wahl des Standorts
- Wahl des Produkts oder der Dienstleistung
- Wahl des Markts
- Wahl der Arbeitsabläufe oder Prozesse im Unternehmen (Aufbauorganisation)
- Wahl der Umsetzung der Arbeitsabläufe (Ablauforganisation)
- Wahl der Finanzierung
Diese Punkte sollte ein Gründer verinnerlichen und in Form eines
Businessplans (zu Deutsch „Geschäftsplan“) konzeptionell niederschreiben. Je
nach Art der Gründung kann die Gliederung unterschiedlich detailliert ausfallen.
Rahmenbedingungen engen die Entscheidungsspielräume zudem ein. So steht für
Existenzgründer meist aus verschiedenen Gründen der Standort bereits fest.
Hingegen ist die Wahl des Markts, des Produkts und der Finanzierung offen, so
dass diese Punkte sehr umfangreich ausgearbeitet werden können. Plant ein
Gründer im Detail eine ganze Produktserie, so empfiehlt es sich die Produkte zu
kategorisieren und daraus Branchen und Zielgruppen abzuleiten. Handelt es sich
hingegen um ein einziges Produkt, dann gilt es den Markt sehr genau zu studieren
und Zielgruppen herauszuarbeiten. Sind Markt und Zielgruppen bestimmt braucht es
der Strategie, um das Produkt erfolgreich zu verkaufen. Erst wenn ein solches
Gedankenkonstrukt zu Papier gebracht ist, beginnt die Prozessanalyse. Welche
Arbeitsabläufe prägt die Unternehmung? Was muss das Unternehmen in der
Beschaffung, Produktion und Vertrieb tun, um schlussendlich dem Kunden ein
Produkt zu verkaufen? Im nächsten Schritt folgt eine Kostenbewertung der
Arbeitsabläufe, soweit es dem Gründer möglich. Wenn genaue Kosten nicht
ermittelt werden können, dann genügt auch eine Schätzung. Eine typische Größe
die geschätzt werden muss, ist z.B. das (noch benötigte) Personal. Im Rahmen des
Businessplans ist jedoch sehr wichtig, ableiten zu können, wie viel Personal für
die Unternehmung gebraucht wird. So erhält der Gründer Schritt für Schritt einen
Überblick über Marktstrukturen, Arbeitsabläufe und Kosten der Unternehmung. Dies
ist der Inhalt des schriftlichen Teils eines Businessplans.
Demgegenüber steht der Zahlenteil, der die veranschlagten Kosten
zusammenfasst. Den Kosten werden prognostizierte, möglichst realistische
Einnahmen der Unternehmung gegenübergestellt. Gründer sollten hierbei beachten,
dass Einnahmen nicht gleich Umsätze sind. Von den Umsätzen sind in aller Regel
Steuern, Provision und ggf. im Preis einkalkulierte Rabatte abzuziehen. Bei
mehreren Verkaufsmodellen und/oder Produkten empfiehlt sich ein kalkulierter
Mischzinssatz. Neben einer Gewinn- und Verlustrechnung gilt es im Businessplan
auf die Liquidität zu achten – eine der wichtigsten Managementaufgaben von
Gründern. Sie sichert die Zahlungsfähigkeit und wird in der Regel für ein Jahr
voraus berechnet. Da der Zahlenteil zentrales Thema des Bankgesprächs sein wird,
sollte jeder Gründer vorher einen Experten zu Rate ziehen. Beim Franchising sind
dem Bankgespräch vorausgehende Gespräche zwischen Franchisegeber und
Franchisenehmer und Branchenexperten sinnvoll. Auch hier muss jeder Businessplan
die genannten Punkte aufgreifen. Das Franchisekonzept muss konkretisiert werden.
Der große Vorteil von Franchising ist sicherlich die feste Partnerschaft, die
mit Beginn einer Gründung einhergeht.
Ein erfolgreicher Vertrieb ist für
jede Unternehmung ebenso notwendig wie das Controlling und Accounting. Jedoch,
nicht jeder Unternehmer kann alles. Im Gegenteil qualifiziert einen Unternehmer
erst eine spezifische Ausbildung für ein bestimmtes Gewerbe. Wissenslücken sind
so vorprogrammiert und es stellt sich die Frage der Weiterbildung unter der
Prämisse der Aufrechterhaltung des Betriebs. Innovative Weiterbildungsanbieter
aus dem Bereich Elearning sind gerade für Existenzgründer interessant, da das
flexible Lernmodell ideal für die Bedürfnisse von Gründern ist. Jungunternehmer
können sich so schnell Nachhilfeunterricht geben lassen: z.B. in der Akquise, in
der Online Markenführung, Bürosoftware oder in den
Managementaufgaben
. Da Weiterbildung
grundsätzlich gefördert wird, stehen die Chancen für Gründer hier finanziell
unterstützt zu werden nicht schlecht.