Endlich selbstständig - was Unternehmensgründer wissen sollten
Selbstständigkeit bedeutet Chance und Risiko zugleich.
Mehr als 300.000 Menschen wagen jährlich den Schritt in die unternehmerische
Selbstständigkeit im Vollerwerb, weitere 560.000 gehen mit dieser im Nebenerwerb
an den Start. Bei kleinen Unternehmen spricht man eher von „Existenzgründung“
oder „Start-up“, die Bezeichnung „Unternehmensgründung“ wird vor allem für
größere Firmen verwendet. Für unsere Volkswirtschaft sind Neugründungen von
entscheidender Wichtigkeit. Zunächst einmal entlastet jedes neue Unternehmen den
Arbeitsmarkt – 2013 wurden so immerhin 419.000 Vollzeitstellen geschaffen. Auch
der Wettbewerb erfährt durch ein erweitertes Feld eine Belebung, von der sowohl
Anbieter als auch Abnehmer profitieren können.
Immer mehr Frauen gründen eigene Unternehmen
Start-ups sind darüber hinaus ein Motor des wirtschaftlichen
Strukturwandels. Ebenfalls positiv: Neugründer von Unternehmen verwirklichen
innovative Ideen und Konzepte, die für Fortschritt und Wachstum unerlässlich
sind. So werden durch neue Firmen häufig nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen
und Trends gestärkt, die zu einer Stabilisierung und Weiterentwicklung wichtiger
gesellschaftlicher Strömungen führen können. Eine große Zahl von
Unternehmensneugründungen bringt jedoch noch einen weiteren Vorteil mit sich:
die Förderung von unternehmerischer Freiheit. Wirtschaftliche Verantwortung wird
auf viele Schultern verteilt und Machtkonzentrationen werden wirksam
verhindert.
Immerhin 43 Prozent aller Existenzgründungen erfolgen durch Frauen –
diese positive Entwicklung kann vor allem durch die hohe Zahl von
Nebenerwerbsgründungen erklärt werden. Bei den Gründungen im Bereich des
Vollerwerbs liegt der Frauenanteil bei ausbaufähigen 33 Prozent.
Warum eigentlich selbstständig?
Etwa 20 Prozent aller
Gründer machen sich aus einer bestehenden Arbeitslosigkeit heraus selbstständig.
Neugründer, die Arbeitslosengeld I beziehen, können dafür einen
Gründungszuschuss beantragen, Empfänger von Arbeitslosengeld II werden bei einer
Existenzgründung mit einem Einstiegsgeld unterstützt. Viele Neu-Unternehmer
gehen jedoch auch aus einer bestehenden Beschäftigung heraus den Schritt in die
Selbstständigkeit. Für sie birgt ein Neuanfang meistens ein größeres Risiko –
eine gute Vorbereitung ist daher von elementarer Bedeutung, um ein mögliches
Scheitern zu verhindern. Auch Studenten und wissenschaftlichen Arbeitnehmern aus
Universitäten werden verschiedene Initiativen und Programme zur Förderung
angeboten. Darüber hinaus stellen viele Universitäten gut funktionierende
Netzwerke zur Verfügung, die Neugründer aus den eigenen Reihen unterstützen.
Wer sich zunächst einmal mit einer nebenberuflichen Selbstständigkeit
verwirklichen will, geht ein geringeres Risiko ein. Diese bietet die Chance,
erste Erfahrungen zu sammeln und die Marktlage gründlich testen zu können, bevor
mit vollem zeitlichen und finanziellen Einsatz – und Risiko – gestartet
wird.
Leider weisen viele neugegründete Unternehmen keine gute
Entwicklung auf. In den ersten fünf Jahren verschwinden ganze 50 bis 55 Prozent
der Start-ups wieder vom Markt, nach weiteren fünf Jahren gibt es immerhin noch
etwa 30 Prozent aller neugegründeten Firmen. Sogar große, multinational
operierende Unternehmen haben eine durchschnittliche Lebensspanne von nur 40 bis
50 Jahren.
Viel gewinnen, auf vieles verzichten
Endlich sein
eigener Chef sein – für eine große Zahl von Arbeitnehmern ein wichtiges Ziel.
Wer es verwirklicht, zahlt allerdings auch einen hohen Preis: Der Gehaltsscheck
am Ende des Monats ist in den allermeisten Fällen erstmal nicht mehr gesichert –
gerade für Ernährer von Familien ein ernstes Problem. Auch der geregelte
Feierabend dürfte zumindest während der ersten Zeiten der Selbstständigkeit eher
nicht mehr vorkommen. Auch müssen Neu-Unternehmer in den Jahren nach der
Firmengründung häufig auf Urlaub verzichten. Durchhaltevermögen ist für
Neugründer auf jeden Fall angesagt: In der Regel dauert es eine Weile, bis so
viel Geld verdient wird, dass der Lebensunterhalt davon bestritten werden kann.
Im ersten Jahr machen viele Firmeninhaber sogar Verluste. Nicht jeder eignet
sich daher zum Neu-Unternehmer! Manchmal ist es eine gute Lösung, zuerst einmal
als Freiberufler zu arbeiten. Wenn das nicht mehr geht, birgt ein
Einzelunternehmen das geringste Risiko. In jedem Fall sollte ein finanzielles
Polster zur Verfügung stehen, das eventuelle Engpässe ausgleichen kann.
Doch wieviel Geld ist für den Schritt in die Selbstständigkeit eigentlich
nötig? Selbst, wenn keine größeren Investitionen getätigt werden müssen, fallen
zumindest Lebenshaltungskosten an. Ein im Vorfeld verfasster und gut
durchdachter Businessplan hilft dabei, finanzielle Belastungen besser
einzuschätzen.
Bei Problemen Hilfe in Anspruch nehmen
Viele
Neu-Unternehmer fassen bald Fuß in ihrer neuen Selbstständigkeit. Bei
zahlreichen anderen Neugründern gelingt das leider nicht so ohne weiteres:
Schreibt ihre Firma nur noch rote Zahlen, ist das ein Problem, das sofort
angegangen werden muss. Die wirtschaftliche Existenz des Inhabers und seiner
Mitarbeiter ist von nun an akut gefährdet. Bei einer Zahlungsunfähigkeit oder
Überschuldung liegt eine insolvenzrechtliche Krise vor – die aber dennoch nicht
zwangsläufig das Ende des Unternehmens bedeuten muss. Eine professionell
geplante Sanierung kann aus der Talsohle heraus helfen, sie muss allerdings
frühzeitig, schnell und – um den Ruf des (jungen) Unternehmens nicht unnötig zu
beschädigen – diskret erfolgen. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die bei einer
Sanierung angeschlagener Firmen angewendet werden können. Eine finanzielle
Sanierung legt ihren Schwerpunkt auf die Wertsicherung und -verteilung.
Benötigtes Neukapital wird hier durch eine Eigen- oder Fremdfinanzierung
zugeführt – dies kann zum Beispiel durch den Verkauf von nicht gebrauchten
Gütern erfolgen, aber auch durch einen Zahlungsaufschub oder einen
Schuldenerlass.
Auch eine organisatorische Sanierung kann die wirtschaftliche Lage von
Unternehmen entscheidend verbessern. Diese bedeutet beispielsweise eine
Optimierung von Arbeitsprozessen und Infrastruktur.
Eine Portfolio-Sanierung
konzentriert sich auf die Strategie eines Unternehmens – das Portfolio, also die
gesammelten Investitionen – werden dabei im Sinne einer Wertsteigerung
optimiert. Bei der behavioristischen Sanierung wird unter anderem an der
Führungskultur, Verhaltensmustern und Routinen gearbeitet.
Hat ein
Unternehmen mit Gläubigern zu tun, kann ein Mediator oder ein Spezialist für
Unternehmenssanierungen wie zum Beispiel JNP wertvolle Dienste leisten.
Insolvenz – Jetzt ist Beratung wichtig
Wenn ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen
nicht mehr nachkommen kann, ist es insolvent – der Ablauf einer Insolvenz ist in
verschiedenen Ländern unterschiedlich. In Deutschland gehen jedes Jahr mehrere
tausend Unternehmer in die Insolvenz, obwohl diese in vielen Fällen vermeidbar
gewesen wäre. Manchmal ist eine gezielte Insolvenz jedoch sogar eine gute
Lösung, um ein Überleben der Firma langfristig zu ermöglichen. Der Grund dafür
liegt darin, dass ein vom Amtsgericht bestellter Insolvenzverwalter deutlich
mehr Rechte hat als ein Firmenchef – so kann er zum Beispiel belastende
Arbeitsverträge aufheben und somit dringend erforderliche Entlassungen schneller
veranlassen. Die Judikative unterstützt derlei Maßnahmen: Ein Gesetz zur
weiteren Erleichterung der Sanierung von Firmen hat die Möglichkeiten für eine
Unternehmenssanierung durch einen Insolvenzplan deutlich verbessert. Auch hier
helfen Fachleute wie Insolvenzverwalter dabei, sich im Paragraphendickicht
zurechtzufinden und letztlich eine Lösung herbeizuführen, die die Interessen
aller Involvierten berücksichtigt.
06.05.14