Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Tradition als Sprungbrett zum Erfolg!

Zwei Megatrends beeinflussen den Franchisemarkt derzeit und werden die Karten für die Zukunft neu mischen. Zum einen ist es das Thema Nachhaltigkeit/Ökologie, das die Franchiseszene in ihren Ausprägungen stark verändert und neue Mehrwerte vom Bio-Angebot bis zum ökologischen Fussabdruck in den Mittelpunkt stellt. Zum anderen bringt die Globalisierung immer mehr regionale oder länderspezifische Spezialitätenkonzepte auf den „Existenzgründermarkt“, die zur Selbstbehauptung traditioneller Angebote und gegen „das Vergessen von Bräuchen und Ritualen“ konzipiert werden. 

Dass die genannten Strömungen gerade die Franchisebranche erobern liegt auf der Hand, denn mit dieser Wachstumsstrategie lassen sich Werte und Einstellungen wie sie gerade im Bereich nachhaltigen Wirkens und dem Aufrechterhalten von Traditionen wichtig sind, am stärksten herausarbeiten und weitergeben. Franchising als Instrument erhält damit eine vollkommen neue Dimension, mit der sich auch andere Franchisenehmer-Profile ansprechen lassen, die zwar eine lukrative, einträgliche Selbstständigkeit suchen, aber ebenso eine sinnvolle, den eigenen Wertmassstäben angereicherte berufliche Existenz.

Über nachhaltiges Wirken haben wir in unserem letzten Artikel „Heute, das Morgen beeinflussen“  (Dezember 2009) berichtet, diesmal wollen wir vor allem auf Rituale und Traditionen eingehen.

Vergangenes konzentriert zu nutze machen!
„Ich hänge sehr an Ritualen“, war der Titel eines kürzlich erschienenen Interviews mit Bryan Ferry, dem Sänger und ehemaligen Frontman der Glam-Rock-Gruppe Roxy Music. Er erzählte darin von den Weihnachtsbräuchen und –ritualen, die er, gemeinsam mit Freunden und Verwandten, jedes Jahr zelebriert. Mit Unmengen von Essen und dem Schauen alter Filme im Fernsehen sowie dem Zuschauen des „Hunt Meet oder Boxing Day“ (Jäger ziehen mit ihren Pferden und Hunde zur Parade auf) erlebt er Rituale und Tradition als etwas Tröstliches, etwas, dass manchmal auch von der nicht immer schönen Realität ablenkt. Eine interessante Schlussfolgerung, die sicher für viele nachvollziehbar ist, denn wir alle pflegen neben den gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Ritualen, auch unsere kleinen persönlichen Bräuche, um uns einen eigenen Rahmen zu schaffen.

Alle Kulturen besitzen Rituale und Bräuche. Sie tragen dazu bei, den Alltag zu strukturieren, um sich zurechtzufinden und sich in konzentrierter Form Vergangenes zu nutze zu machen und mit Gegenwärtigem sowie Visionärem anzureichern und zu vergleichen.  Gesellschaftliche Denk- und Verhaltensformen, Gebräuche, Handwerke, Berufe etc. werden durch „Einweihungsrituale“ wie Ausbildungen und Lehren über entsprechende Institutionen übertragen.

Auch im Franchisebusiness machen festgelegte Muster die Besonderheit eines jeden Systems deutlich und ermöglichen die konzentrierte Übernahme von Know-how; sie geben den Rahmen, um Gemeinsamkeit zu leben und Innovation zuzulassen.
Im Franchising sind Rituale und Traditionen in beiden „Produktwelten“ zu finden. Einmal im eigentlichen Geschäftskonzept. Und zweitens im Franchisepaket, dem Konzept der beruflichen Selbstständigkeit. Je „eigenständiger“ sich ein Geschäftskonzept durch markante Gepflogenheiten und Spezialitäten gibt, desto eher besteht auch die Möglichkeit von potenziellen Partnern und Kunden/Kundinnen identifiziert zu werden.

Wo Senf noch mit Wasserkraft hergestellt wird
Ob, wie bei Tannenwälder in mobilen Wagen (www.tannenwaelder.de), die echte Thüringer Bratwurst mit dem traditionell hergestellten Senf angeboten wird  – alles in Bio-Qualität versteht sich –  oder bei Swiss Break (www.swissbreak.ch) Pfannenrösti und Früchte vom Schoggibrunnen. Liebhaber dieser Leckereien eint nicht nur die Lust auf etwas Besonderes, sondern auch der zusätzliche Einblick in eine andere Kultur, in andere Bräuche und Rezepturen. Das Storytelling um das Produktangebot ist wichtig und trägt zum Erlebnis bei. Auch hier können potenzielle Franchisepartner/innen einen Mehrwert erwerben, die Nähe zu einem traditionsreichen Produkt oder einer traditionellen Dienstleistung. So kann ein Faible für eine besondere Küche, für Land und Leute ausgelebt werden, der sich nicht nur im überdurchschnittlichen Engagement zeigt, sondern auch in grösserer Erfüllung – was sich letztendlich auch positiv auf das Geschäftsergebnis auswirkt.

Mehr Erfolg in der Partnerakquisition und -integration!
Für Franchiseunternehmen ergeben sich neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen. Bei der Analyse des Angebotes kommt es nicht nur auf die Definition von Alleinstellungsmerkmalen an. Eine USP (unique selling proposition) mag aus Kunden- und Partnersicht keine nachhaltige Perspektive bilden, wenn nicht deren Wertesystem angesprochen wird. Handelt es sich aber um komparative Wettbewerbsvorteile, die im Vergleich zum Wettbewerb die Bedürfnisse und Ansprüche der Partner/innen gezielt treffen und darüberhinaus eine wirtschaftlich interessante Existenz bieten, dann kann auch die Akquisition von Franchisenehmern und –nehmerinnen sehr viel erfolgreicher von statten gehen.

So wird der Check eines Geschäftskonzeptes auf Franchisetauglichkeit, insbesondere wenn man sich als Innovator oder Stimulator in der (Franchise-)Branche behaupten will, immer anspruchsvoller. Denn die Bestandsaufnahme der Bedürfnisstrukturen und der angestammten Vorurteile und Wahrheiten im Partner- wie im Endabnehmermarkt sowie das Eruieren der Rahmenbedingungen im wirtschaftlichen Umfeld müssen für ein stimmiges Konzept bekannt und in nutzbringende Systembestandteile übertragen werden.

Um die Franchisenehmer/innen langfristig zu begeistern, sind systeminterne, eigenständige und „sinnstiftende“ Rituale sehr wichtig. Wenn ich als Partner/in erlebe, dass die grundsätzliche Struktur des erwählten Franchisesystems zwar gleich wie bei anderen ist, der Inhalt aber nicht nur betreffend Geschäftskonzept, sondern auch in den kleinen und grossen Gesten anders ist und einen Mehrwert am Markt schafft, dann bin ich auch bereit mich dafür persönlich und finanziell zu engagieren. Von einer Corporate Language, über ein spezielles Belohnungs- wie auch Sanktionssystem, vom Umgang mit Ideen der Partner/innen bis hin zu Jahrestreffen, gibt es diverse Möglichkeiten, eine eigene Kultur mit eigenen Bräuchen zu kreieren, um sich wohlwollend von anderen Anbietern zu unterscheiden.


©copyright 13.01.10 Prof. Veronika Bellone

Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10

© Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Januar 2010

Prof. Veronika Bellone
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Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH

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