Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Kommunikation zur Franchise-Nehmer-Gewinnung

Tino Stiffel: Guten Morgen
zusammen. Ich freue mich, heute zu diesem Thema den Chat zu leiten. Das Thema
Franchise-Nehmer-Gewinnung ist für die meisten unserer Kunden an oberster
Stelle. Expansionsziele werden sehr häufig nicht erreicht, aus Gründen, die zum
einen den staatlichen Hürden zu verschulden sind (immer knapper werdende
Gründungszuschüsse / Beratungszuschüsse). Zum anderen kann und sollte man sich
jedoch die Frage stellen, was man denn bei dem Recruiting-Prozess als
Franchise-Geber selber noch optimieren kann, um den Markt bestmöglich zu
bedienen. Und um möglichst viele potentielle Franchise-Nehmer für das eigene
System zu begeistern. Ich freue mich auf Ihre Fragen und Anregungen zu dem
Thema, Franchise-Nehmer-Recruiting im Bereich Marketing und Kommunikation.

Leser: Guten Morgen, Herr Stiffel: Worauf ist
in der Kommunikation mit Interessenten und Kandidaten besonders zu achten, um
sie als Franchise-Nehmer für das eigene Franchise-System zu gewinnen?

Tino Stiffel: Guten Morgen und danke
für diesen Einstieg. Zu bedenken ist beispielsweise, ob in der Kommunikation mit
Interessenten tatsächlich damit gedient ist, eine einzige Standardkommunikation
zu betreiben. Denn je nachdem aus welchem Umfeld der Interessent kommt, hat er
teilweise stark abweichende Informationsbedürfnisse. Während den Einen eher
weiche Werte eines Systems interessieren, sind für den Anderen harte Fakten und
Zahlen relevant für eine Entscheidung. Ziel sollte sein, Bedürfnisse der
Interessenten anfangs genau zu erkennen und darauf eingehen zu können. Wenn
dieser erste Kontakt für den Interessenten positiv und einladend ist, sind die
nächsten Schritte dann deutlich leichter. Und führen zu einer höheren
Abschlussrate.

Leser: Hallo, lieber Herr Stiffel: Anhand
welcher Kriterien würden Sie die Kanäle und Medien für die
Franchise-Nehmer-Gewinnung auswählen? Welche Kanäle und Medien eignen sich für
die Ansprache welcher Zielgruppe?

Tino Stiffel: Zu Beginn einer Arbeit an
der Franchise-Nehmer-Recruiting-Strategie analysieren wir vorerst genau, welche
Kandidaten als Franchise-Nehmer primär in Frage kommen. Wir machen uns also
genau Gedanken und schauen uns die Erfahrungen des Systems an, ob beispielsweise
branchenfremde oder brancheninterne Bewerber eher im System erfolgreich sein
werden. Wir analysieren Bedürfnisse, Motivationen und Hürden der potentiellen
Bewerber. Sobald der Kernzielmarkt (manchmal auch mehrere) bestimmt sind, geht
es an die Arbeit. Hierbei raten wir stark dazu, sich über den Aufbau einer
Franchise-Geber-Marke Gedanken zu machen. Das, was im Bereich
Arbeitnehmergewinnung mittlerweile schon vielerorts gemacht wird, sollte auch
auf diesen Bereich übertragen werden. Zu Ihrer konkreten Frage: Die Medien
richten sich stark nach der Zielgruppe. Es gibt einige Medien, die nie
ausgelassen werden dürfen (ja, dazu zählen klar die Portale), und andere, bei
denen man sich von Fall zu Fall überlegt, ob es Sinn macht. Wie zum Beispiel
auch Facebook mit seinen Facebook-Ads. Hier lassen sich Anzeigen sehr gezielt
und zielgruppengenau definieren, in vielen Fällen kann das sehr erfolgreich
sein.

Leser: Wie sollten die Informationen über ein
Franchise-Konzept aufbereitet werden, um sich von der Konkurrenz positiv zu
unterscheiden und die Kandidaten vom eigenen Franchise-System zu überzeugen?

Tino Stiffel: Guten Morgen. Auch hier
gilt es, die Unterlagen klar auf die definierte Zielgruppe (und natürlich auf
die eigenen Unternehmensziele und die Markentonalität) auszurichten. Ein
Standardrezept gibt es (zum Glück) nicht, sonst würde ja alles gleich aussehen.
Man stellt sich am besten die Fragen, WER sich die Unterlagen (z.B. Broschüre
ansieht), WAS ihn primär interessiert, und WELCHE Informationen unbedingt in den
ersten Momenten vermittelt werden sollten, um den Interessenten zu halten. Und
selbstverständlich, WIE diese Informationen optimalerweise aufbereitet werden
(wird unsere Zielgruppe besser mit Bildern angesprochen? Oder lassen sie sich
z.B. durch Charts eher begeistern?). Bei einer Website gilt es auch, den Weg bis
zur gewünschten Handlung (Anforderung Broschüre / Online-Bewerbung /
Kontaktformular) möglichst gut zu ebnen. Und Absprungpunkte genau zu analysieren
und stetig zu optimieren. Diese Prozesse gehen heutzutage sehr schnell, da kommt
es oft auf Kleinigkeiten an…

Leser: Spricht mehr dafür, die entscheidenden
Informationen über ein Franchise-System als Gesamtheit oder häppchenweise an den
Mann zu bringen?

Tino Stiffel: Bin nicht sicher, ob ich
diese Frage richtig verstehe. Da sich Interessenten selbst weitläufig
informieren, wenn sie nicht an alle Informationen gelangen, sollte man als
System schon besser versuchen, diese Informationen selbst zu liefern. Zumindest
auf einer Website. Wenn es dann um die Versorgung der Interessenten mit
Informationen geht, machen manche Systeme gute Erfahrungen damit, Interessenten
stetig mit neuen Infos zu füttern. Aber das zieht sich vielleicht für manche
wahre Interessenten zu lange hin, weshalb wir diese Vorgehensweise eher kritisch
betrachten.

Leser: Guten Morgen, allerseits: Wie schätzen
Sie die Auswirkungen von Franchise-Reportagen – wie dem SPIEGEL-Artikel oder dem
gestrigen morgenmagazin-Beitrag auf das Image des Franchising und die
Franchise-Nehmer-Gewinnung ein? Sie werden inzwischen von anderen Medien zitiert
und sind auszugsweise auch im Internet zu finden.

Tino Stiffel: Schönen guten Morgen. Das
Franchise-Image leidet klar unter diesen negativen Berichterstattungen, die sich
leider derzeit wieder häufen. Derzeit wird auch (noch…) zu wenig an einer
Aufbesserung des globalen Images gearbeitet, aber es laufen derzeit erste
Gespräche, hier eine Aufpolierung zu erwirken und das Image zu stärken. Denn
derzeit ist das Image recht schutzlos solchen Angriffen ausgeliefert. Und
darunter leiden alle Systeme, da die Option Franchise dann nicht mehr einfach
nur nicht im Kopf ist, sondern zwar im Kopf, aber negativ behaftet wird. Da ist
es schwer für einzelne Systeme, hier entgegenzuwirken. Höchstens, indem in der
Kommunikation bewusst solche Angriffspunkte aufgegriffen werden, indem die
Vorwürfe nicht genannt, aber indem gezeigt wird, dass es zum Glück genügend
Systeme gibt, bei denen Franchise eine sichere und aussichtsreiche Option in der
Gründung ist.

Leser: Welche Art von Posts hat auf Facebook
Ihrer Erfahrung nach für die Franchisenehmer-Gewinnung am meisten Bedeutung?
Bilder, Videos, Text, Links?

Tino Stiffel: Posts für die
Franchise-Nehmer-Gewinnung? Sicher: Ernsthafte Interessenten schauen sich auch
Ihre Social Media Aktivitäten an. Die Form der Posts dürfte hier jedoch eine
geringere Rolle spielen als die Wertigkeit der Inhalte. Dem künftigen FN ist
wichtig, dass die Kommunikation kanalübergreifend professionell erfolgt, denn an
so ein System knüpft er sich gerne an, davon will er dann als FN gerne
profitieren.

Leser: Wie kann ich ganz gezielt jene
potentiellen Partner im Einzelhandel ansprechen, die wirklich für unser Konzept
in Frage kommen? Es kommen aktuell zu viele Menschen auf uns zu, die aufgrund
ihrer mangelhaften Vorbildung und/oder fehlender finanzieller Mittel überhaupt
nicht in Frage kommen. Die Bearbeitung kostet uns viel Zeit.

Tino Stiffel: Die Rekrutierung von
(begeisterten) Endkunden ist häufig erfolgsversprechend und bringt TOP-FNs
hervor. Klar ist, dass auch hier die Spreu vom Weizen zu trennen ist und das
viel Arbeit verursacht. Haben Sie denn hier schon eine aktive Ansprache der
Endkunden, um sie als FN zu gewinnen? Plakate? Broschüre? Flyer? Um hier weniger
aussortieren zu müssen, gehen Sie doch in dieser Kommunikation schon etwas auf
die Voraussetzungen ein.

Leser: Wir versuchen, mit Gastbeiträgen in
anderen Blogs auf unser Franchise-Angebot aufmerksam zu machen – natürlich mit
Unique Content und dem Angebot an die Webmaster, auch bei uns einen Artikel zu
veröffentlichen. Leider werden hier zunehmend Gebühren verlangt oder es wird gar
nicht reagiert. Haben Sie eine Idee, wie wir die Akzeptanz erhöhen
könnten?

Tino Stiffel: Für Blogs ist relevanter
Content wichtig. Supporten Sie den Blog also nicht (nur) mit dem Angebot einer
Veröffentlichung bei Ihnen, sondern auch mit Content, der deren Lesern einen
wirklichen Mehrwert bietet. Vielleicht gibt es ja Themen im Bereich Gründung /
Selbständigkeit, die im ersten Step nicht sofort Ihr System bewerben, sondern
vorerst einfach interessanter Content sind. Um dann am Ende oder gar erst im
zweiten Schritt werblich für Ihr System zu werden. Gehen Sie in den Dialog mit
den Blogbetreibern – vielleicht lässt sich ja herausfinden, was interessant ist.
Vielleicht ist es ja dann sogar ein Exklusiv-Interview mit Ihnen oder einem
Ihrer Partner, was dann wieder beiden Seiten dient…

Leser: Und wie würden Sie als
Branchenvertreter reagieren, wenn in den Medien mit absurden Zahlen argumentiert
wird? Leider scheint es zu der Zahl der Rechtsstreitigkeiten, der Schulden pro
gescheitertem Franchise-Nehmer und des damit verbundenen wirtschaftlichen
Schadens keine Studien zu geben.

Tino Stiffel: Fraglich ist, ob man mit
globalen Gegenargumentationen (vor allem wenn sie nicht belegt werden können)
nicht noch mehr Wind aufwirbelt und daraus erst einen wirklich großen Aufschrei
erzeugt. Das ist im Social Media Zeitalter eine nicht zu verachtende Gefahr. Vor
allem wenn sich Betroffene zu wehren versuchen und es um Beschuldigungen geht,
bei denen es tatsächliche “Opfer” gibt. Bleibt nur zu hoffen, dass die
Medienberichterstattungen nicht vergessen, dass es überall “schwarze Schafe”
gibt, aber dass diese nicht immer gleich zwingend die Gesamtheit widerspiegeln.

Leser: Wir konnten durch Werbung auf Facebook
schon gute Erfolge bei der Franchisenehmer-Suche verzeichnen. Gibt es ähnliche
Möglichkeiten in anderen Social Media Kanälen?

Tino Stiffel: Danke für die
Beisteuerung Ihrer positiven Erfahrungen in diesem Bereich. Facebook eignet sich
durch seine starke Breitenwirkung und die exakte Zielgruppenbestimmung für viele
Systeme besonders gut für das Recruiting. Ein vergleichbares anderes Social
Media Instrument gibt es vor allem bezüglich Reichweite derzeit nicht, auch in
punkto Ausrichtung der Ads hinken da andere Anbieter noch etwas hinterher.
Dennoch gerne zu zwei prominenten Beispielen…: In XING können sehr stark
einzelne Events beworben werden. Dies ist mit dem von Xing bereitgestellten
AdCreator ohne große Kenntnisse machbar. Ein weiterer guter Weg sind die
„klassischen“ Job-Anzeigen, welche sich über Xing schalten lassen. Diese gehen
von einfachen Text-Anzeigen, mit einer Klick-Through Rate bis zu einer komplett
gestalteten Anzeige zum Festpreis. Außerdem können hochwertige Branding-Formate
geschaltet werden. Diese unterstützen aber mehr die Markenwahrnehmung. LINKEDIN:
Bei LinkedIn Ads handelt sich um eine Werbelösung, mit der Sie eigenständig
Werbung erstellen und diese auf wichtigen LinkedIn Seiten platzieren können. Die
Nutzer klicken auf Ihre Werbeanzeigen und besuchen dann Ihre Webseite. Sie
selbst legen fest, welche Mitglieder Ihre Anzeigen sehen sollen. Dafür wählen
Sie einfach die entsprechende Zielgruppe aus – basierend auf Stellenbezeichnung,
Tätigkeitsbereich, Branche, Region, Alter, Geschlecht, Größe des Unternehmens,
Name des Unternehmens oder LinkedIn Gruppe. Relativ neu sind ebenfalls bei
LINKEDIN die „SlideShare-Präsentationen als Werbeform. Die Slideshows werden
demnach als “gesponserte Präsentationen” eingebunden. Der Nutzer kann die
komplette Diashow innerhalb des Fensters durchklicken oder auch maximieren. “Das
gibt Werbetreibenden mehr Flexibilität und eine größere Leinwand, um ihre
Nachricht zu transportieren.” Die Präsentationen unterstützen auch Videos, sind
aber zumindest vorerst billiger als eine normale Multimedia-Anzeige. Der Preis
hängt von der Zahl der ausgelieferten Impressions ab. Probieren Sie es gerne aus
– bei Fragen oder Problemen können Sie sich natürlich gerne auch an uns
wenden.

Leser: Lässt sich die Reichweite der
Facebook-Posts zur Partnergewinnung in erster Linie durch Werbung erhöhen? Die
Zahl der Personen, die unsere Posts lesen, scheint derzeit eher
abzunehmen.

Tino Stiffel: Ja, die
Facebook-Umstellung vor einigen Monaten hat die Wahrnehmung bzw. Anzeige von
Posts leider in vielen Fällen (vor allem im Businessbereich) deutlich reduziert.
Das Schalten von Ads, die Ihre Posts direkt bewerben, hat in der Tat positive
Auswirkungen. Dadurch werden sie stärker angezeigt, verschwinden nicht so
schnell aus der Chronik, etc… Wie so oft im Leben gilt auch hier: Money makes
the world go round…

Leser: Vor kurzem wurde im Franchise-Portal
ein Facebook-Ranking der Franchise-Systeme veröffentlicht. Muss ein
Franchise-System zusätzlich zur eigenen Website eine Facebook-Präsenz für die
Partner-Gewinnung aufbauen? Welcher Aufwand ist dafür angebracht?

Tino Stiffel: Eine Facebook-Präsenz zur
Partner-Gewinnung empfehlen wir in den seltensten Fällen. Wir stecken dann
lieber mehr Energie in den allgemeinen Facebook-Auftritt, um das professionelle
Gesamt-Erscheinungsbild auf Facebook zu verbessern. Und nutzen für die
Kommunikation mit den Interessenten meist lieber die direkten Wege, wie das
Auf-dem-Laufenden-Halten über E-Mail. Facebook birgt hier als offenes Medium
schließlich auch potentielle Gefahren (sofern es z.B. Franchise-Nehmer gibt, die
nicht ausschließlich Positives zu berichten haben. Oder die im Moment irgendeine
Kleinigkeit stört. In dem Fall kann schnell eine Situation auf dem
Präsentierteller ergeben, die nicht förderlich für die Kommunikation ist).

Leser: Hallo Herr Stiffel, wir bekommen sehr
viele Anfragen, aber vor allem wollen die Interessenten sofort Zahlenmaterial
von uns sehen. Wenn wir das ablehnen und zuerst ein persönliches Gespräch führen
möchten, hat sich der Kontakt häufig schon erledigt. Gehört das schon zu dem
oben von Ihnen erwähnten Fehlverhaltens, dass der Interessent nicht die
Informationen bekommt, die er will?

Tino Stiffel: Das ist ein sensibles
Thema und viele Systeme geben nicht sofort Zahlen heraus. Was ja in der Regel
auch empfehlenswert ist, um später nicht vor dem Problem zu stehen, irgendwelche
angeblichen Versprechungen nicht gehalten zu haben. Ich denke, das ist auch bei
Ihnen der Grund für das Zurückhalten von Zahlen. Allerdings fehlen vielen
Interessenten dadurch die entscheidenden Informationen, die sie brauchen, um Ihr
System für interessant zu erachten. Manche Systeme lösen das so, indem sie den
Interessenten anbieten, sich an bestehende Franchise-Nehmer zu wenden. Das muss
freilich mit diesen abgesprochen sein und stößt durch den zeitlichen Aufwand
nicht immer auf viel Zuspruch seitens der Franchise-Nehmer. Manche lösen es
durch eine abgesicherte Darstellung von Statistiken, die z.B. zeigen, wie viel
Prozent der Franchise-Nehmer im Zeitraum X nach der Einführungsphase von Y
Monaten schwarze Zahlen schreiben. Aber auch das ist vorsichtig zu behandeln und
sensibel zu kommunizieren, um eben keine falschen Erwartungen zu wecken. Holen
Sie sich in dem Punkt vielleicht Experten ins Boot, die Sie bei der
Ausformulierung unterstützen….

Leser: Sind Facebook & Co wirklich
geeignet zur Akquise neuer Franchisepartner? Sollte man hierfür eine eigene
Facebook-Seite wie „XYZ GmbH – Franchise“ eröffnen oder kann das über die
normale Unternehmensseite auf Facebook geschehen? Wie würden Sie an die Sache
herangehen?

Tino Stiffel: Das hat sich
wahrscheinlich ein wenig mit der anderen Frage zum gleichen Thema überschnitten.
Zum Verständnis nochmal sicherheitshalber: Bei Franchise-Nehmer-Recruiting via
Facebook sprechen wir nicht von einer eigens dazu erstellten Facebook-Präsenz,
sondern von den Facebook-Ads. Also den eigens geschalteten Werbeanzeigen zur
FN-Gewinnungs-Ansprache. Und ja, damit machen wir größtenteils sehr gute
Erfahrungen. Im allgemeinen Facebook-Auftritt hin und wieder mal auf die
Möglichkeit hinzuweisen, dass man als Franchise-Nehmer auch selber Teil der
Familie werden kann, ist jedoch sicher auch förderlich. Aber bitte nicht
übertreiben, sonst verlieren Sie evtl. schnell Ihre Markenfans auf
Endkundenseite.

Leser: Welchen Stellenwert schreiben Sie
generell Artikeln im Internet zu, die professionell erstellt werden und einen
Link zu Unternehmens-Website generieren? Eignet sich dieses Vorgehen auch zur
Partnerakquise?

Tino Stiffel: Artikel im Internet –
meinen Sie damit “Paid Content” bzw. Advertorials? Ja, wenn gut gemacht, kann
das zu wertvollen Leads führen. Wenn schlecht gemacht, kann es aber auch
erfolglos bleiben oder nach hinten losgehen. Auch hier gilt wieder: Achten Sie
darauf, dass der Content vorerst auch interessant für die Leser ist, ohne sofort
deutlich zu machen, dass es Ihnen nur um die Gewinnung neuer FNs geht. Werten
Sie die Artikel mit wirklich interessantem Content auf, passen Sie sich an das
jeweilige Medium und deren Leser an, um eher unterschwellig für Ihr System zu
begeistern. Gute PR- und Kommunikationsagenturen unterstützen Sie hier gerne,
wenn Sie sich intern in dem Bereich nicht 100%ig gut aufgestellt fühlen.

Leser: Unser Geschäftskonzept ist in der
Unternehmensberatung angesiedelt. Dementsprechend suchen wir gut qualifizierte
Geschäftsleute, die auf hohem Niveau kommunizieren können. Welche Kanäle halten
Sie für die Ansprache dieser Zielgruppe für geeignet? Und kommen Social Media
dafür überhaupt in Frage?

Tino Stiffel: Sicher lässt sich
definieren, wo sich Ihre Zielgruppe am besten ansprechen lässt.
Wirtschaftsmedien könnten hier die passende Wahl sein, Online, aber vielleicht
ja auch mittels Offline-Anzeigen, je nachdem wo Ihre Ziele liegen und wie die
Budgets aussehen. Social Media beinhaltet ja auch Xing und Linked In, diese
beiden Plattformen könnte für Ihre Zielgruppe durchaus geeignet sein, passende
Werbemöglichkeiten siehe oben.

Leser: Auf Google+ passiert bei uns einfach
nichts! Etwa 50 Personen haben uns in ihren Kreisen, aber nie findet irgendeine
Interaktion statt. Können wir Google+ vernachlässigen oder gibt es
Möglichkeiten, die Zahl der Fans und deren Interaktionen zu steigern?

Tino Stiffel: Google+ ist nach wie vor
eher schwach genutzt. Wir empfehlen dennoch, es nicht zu vernachlässigen. Denn
Posts, die Sie auf anderen Kanälen posten, lassen sich ja mit sehr wenig Aufwand
auch hier platzieren. Das Gute an den Beiträgen auf Google+ ist, dass dadurch
Ihre Präsenz auf Google als Suchmaschine gleichzeitig optimiert wird. Insofern
ist es wenig Aufwand für einen auch nicht unwichtigen Effekt, der
Suchmaschinenoptimierung. Darüber hinaus (also was Anzeigen in Google+ angeht)
gehört diese Ausgabe nicht zu unserem “Relevant Set” in der
Online-Mediaplanung.

Leser: Haben althergebrachte
Kommunikationsmittel wie Pressemitteilungen und Zeitungsanzeigen bei der
Franchisenehmer-Gewinnung Ihrer Meinung nach ausgedient?

Tino Stiffel: Pressemitteilungen oder
PR im Allgemeinen haben keinesfalls ausgedient. Gerade in Zeiten wie diesen ist
positive Berichterstattung wichtig. Auch wenn es nicht leicht ist, in den Medien
unterzukommen, sollte diese Chance weiterhin genutzt werden. Vor allem, da
Pressemitteilungen ja nicht nur den Printbereich erreichen, sondern auch
relevante Online-Medien. Und was Zeitungsanzeigen angeht: Es gibt immer noch
Zielgruppen, die sich Offline (eben z.B. mit Zeitungsanzeigen) gut erreichen
lassen, vor allem in Kombination, also parallel zu Online. Wenn das Budget es
zulässt und Ihre Zielgruppe zur Offline-affinen Welt gehört, sind diese
“althergebrachten” Maßnahmen also eventuell immer noch zielführend.

Leser: Was kann denn ein B2B-Unternehmen auf
Facebook überhaupt schreiben und wen interessiert das? Ich sehe hier für die
Allgemeinheit kaum interessante Themen.

Tino Stiffel: Es gibt durchaus
B2B-Unternehmen, für die Facebook keine große Rolle spielt und wo es auch keinen
großen Sinn macht, hier viel Energie rein zu stecken. Da genügt dann oft eine
professionelle Präsenz, um eine Präsenz auf dieser Plattform zu haben, und um
Kontaktmöglichkeiten und Informationen zu bieten. Heute geht es ja hier primär
um Franchise-Nehmer-Gewinnung und wir hatten ja schon die Facebook-Anzeigen
erwähnt. Also die kostenpflichtige Schaltung von Anzeigen, die ja nichts mit
Postings auf Ihrer Präsenz zu tun haben muss. Diese Anzeigen können unter
Umständen auch für ein B2B-Unternehmen interessant sein, wenn es um FN-Gewinnung
geht. Müsste man sich einfach mal genau anschauen, wer als FN in Frage kommt und
ob man ihn über sehr gezielte Facebook-Ads gut erreichen kann.

Leser: Wie sollen wir mit dem allgegenwärtigen
„Du“ auf Facebook umgehen? Mittlerweile haben wir dort Kontakte, die wir im
„wahren Leben“ siezen – aber auf Facebook duzen müssten. Geht das? Oder sollte
man nicht lieber beim Sie bleiben?

Tino Stiffel: In diesem Fall ist meist
der beste Weg, die direkt Ansprache zu vermeiden. Auch wenn die Ansprache
dadurch unpersönlicher wird. Facebook kann allerdings auch niemanden dazu
zwingen, jemanden zu duzen. Wenn Sie also in der Realität jemanden Siezen,
können Sie das durchaus auch auf Facebook tun, wenn es hier zum 1:1-Dialog
kommt. Allgemeine “Massen”-Ansprachen wie “Was denkt Ihr dazu” sind jedoch in
meinen Augen auf Facebook meist akzeptabel in der Ansprache – auch von
Sie-Kontakten.

Leser: Die Position unserer Website in den
Google-Suchergebnissen ist für unsere Franchise-Nehmer-Gewinnung von großer
Bedeutung. Welche Rolle spielen neben Google+ andere Plattformen wie Facebook,
Twitter oder YouTube für das Google-Ranking? Worauf sollten wir achten, wenn wir
diese Plattformen mit Blick auf die Suchergebnisse nutzen wollen?

Tino Stiffel: Ja, eine gute Platzierung
ist immer noch Gold wert. Die Präsenz auf den von Ihnen genannten Plattformen
ist hilfreich, achten Sie hier darauf, dass Sie bei Postings und Film-Uploads
gut (aber nicht ZU aufdringlich) mit den relevanten Such-Keywords spielen. Dass
also z.B. im Titel ihres Films häufige Suchmaschinenbegriffe eingebunden werden.
Und vor allem dann auch in der Beschreibung. Eine größere Bedeutung für die
Platzierung spielt nach wie vor die Website selbst. Also die grundlegende und
stetige Optimierung Ihrer Website. Durch häufige Inhaltsbearbeitung, durch
META-Tags, durch Alt-Texte, relevante Headlines, etc.

Leser: Wir haben zwar eine Facebook-Seite für
unsere Marke erstellt, die wird von Facebook aber nicht in den Suchergebnissen
angezeigt! Woran kann das liegen?

Tino Stiffel: Das kann viele Ursachen
haben. Google braucht ggf. einige Zeit für die Listung, vielleicht liegt es an
Facebook-Einstellungen, etc. Wird es denn auch nicht gefunden, wenn Sie in
Google “Facebook” und ihren Firmennamen als Suchbegriff eingeben? Muss man sich
auf jeden Fall mal genauer anschauen – oder Geduld haben.

Leser: Wie kann ich dafür sorgen, dass meine
Posts tatsächlich in den Meldungen unserer „Fans“ angezeigt werden? Oder kann
ich das nur, indem ich dafür zahle (promoted posts)?

Tino Stiffel: Die “neuen”
Verfahrensweisen von Facebook machen einem das Leben schwerer, man hat durch die
Gestaltung nicht wirklich Einfluss darauf, wie gut Facebook Ihre Meldungen
verbreitet. Die sicherste Variante ist leider, dafür zu zahlen…

Leser: Wie sieht es rechtlich mit den
Gewinnspielen auf Facebook aus? Dürften wir beispielsweise ein Gewinnspiel zu
Gründungsthemen starten? Im Internet finde ich dazu unterschiedliche Hinweise.

Tino Stiffel: Ende August hat Facebook
seine Seitenrichtlinien geändert, wodurch Gewinnspielen der Weg wieder leichter
gemacht wird. Sie dürfen also z.B. schreiben “Wer XY gewinnen will, kommentiert
diesen Beitrag”. Oder “Unter allen, die diesen Beitrag liken, verlosen wir…”.
Was nicht geht, sind Aufrufe, auf den eigenen Profilseiten etwas zu machen, also
unzulässig z.B. “Unter allen, die in Ihrem Profil das Bild hochladen / den Text
posten / etc., verlosen wir..:”. Also gibt es nun wieder mehr Möglichkeiten und
vor allem klarere Richtlinien.

Leser: Eine Zusatzfrage: Wie messen Sie die
Qualität der Facebook-Fans? Gibt es hierfür besondere Tools?

Tino Stiffel: Es gibt ein neues Tool
hierfür, ein Browser-Add-In, das erlaubt, von Fans die Aktions-Historie
einzusehen. Das Tool nennt sich “Show Interaction History” und ist ein
Browser-Tool für Firefox und Google Chrome. Damit kann man zumindest mal
einzelne User (über das Add-In mit einen Rechtsklick auf den User) beurteilen.
Ansonsten bietet ja Facebook selbst einige, wenn auch allgemeine und
eingeschränkte Tools zur Auswertung von Zielgruppen (z.B. aufgeteilt in
Altersklassen).

Leser: Es gibt bereits unzählige Apps. Wo kann
man eine App professionell programmieren lassen und was kostet so was? Ist eine
eigene App für Facebook sinnvoll? Haben wir ohne Werbung überhaupt Chancen, dass
sie anschließend auch gefunden wird?

Tino Stiffel: Es gibt mittlerweile auch
viele App-Programmierer. Leider lässt sich die Frage nach dem Preis noch weniger
leicht beantworten als die Frage “was kostet eine Website”. Eine App, die z.B.
rein die Darstellung von Inhalten ohne Interaktionsmöglichkeiten anzeigt, ist
schon mit relativ geringen Mitteln zu haben, aber ob hier ein Nutzen gegeben
ist, ist die nächste Frage. Gerne würde ich hier Ihre Idee bzw. Anforderung
kennenlernen, um zu sehen, ob eine App für den Zweck Sinn macht, und um dann im
nächsten Schritt die Realisierung (inkl. Kosten) zu betrachten.

Leser: Wir würden unser Franchise-Konzept
irgendwann auch gerne im Fernsehen bewerben. In Sendungen wie „Galileo“ oder
„Wunderwelt Wissen“ werden häufig Gewinnspiele von Unternehmen gesponsert. Mit
welchen Kosten muss man für eine solche Aktion rechnen und halten Sie solche
Werbung für sinnvoll?

Tino Stiffel: Fernsehen erreicht
potenziell die Massen und ist darum vergleichsweise kostspielig. Für ein großes
System oder ein System mit wirklich sehr großen Zielen mag das eventuell
interessant sein. Aber seien Sie sich des enormen Streuverlustes bei dieser
Maßnahme bewusst. Kosten lassen sich nicht nennen, ist vor allem abhängig von
der Intensität der Einbindung und der Sendezeit. Können Sie aber in Erfahrung
bringen, entweder direkt über die Sender oder über eine / Ihre Agentur.

Tino Stiffel: Liebe Chatter.
Vielen Dank für den sehr informativen und regen Austausch. Bei weiterführenden
Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, kontaktieren Sie mich unter den im Profil
genannten Kontaktdaten – oder schauen Sie gerne auf unserer Website
www.rueckenwind.com vorbei. Einen schönen Tag noch und vor allem ein erholsames
Wochenende! Viele Grüße, Ihr Tino Stiffel

Tino Stiffel
Tino Stiffel
rückenwind Marketing GmbH

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